Cuvry-Brache in Berlin-Kreuzberg:Stinkefinger gegen den Investor

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Protest gegen einen Immobilien-Investor: Stinkefinger auf einer Hausfassade in Berlin-Kreuzberg. (Foto: imago/PEMAX)
  • Die Cuvry-Brache im Berliner Stadtteil Kreuzberg gilt vielen als Symbol gegen Kapitalismus.
  • Dieses Statement wird nun durch ein gigantisches Graffito unterstrichen - das sich unter anderem gegen einen Investor richtet, der auf der Brache Wohnungen bauen will.

Von Patrick Wehner

Stinkefinger auf der Fassade

Die Cuvry-Brache in Berlin gilt vielen als Symbol im Kampf gegen Gentrifizierung und Kapitalismus. Jahrelang lebten nahe der Oberbaumbrücke am Spreeufer im Stadtteil Kreuzberg Dutzende Flüchtlinge und Aussteiger in Zelten und Verschlägen. Die etwa 12 000 Quadratmeter große Brache galt als Heiligtum der Linken und Alternativen, ihre Existenz als Statement gegen das System, gegen die Ausbeutung von Arbeitern und Angestellten und gegen das Prinzip Miete.

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Bis eine Immobilienfirma den Grund kaufte, im September 2014 räumen ließ und Investor Artur Süsskind ankündigte, dort Wohnungen zu bauen. In Berlin, wo Wohnraum für sozial Schwache immer teurer wird und Gentrifizierung ein großes Thema ist, kommt das einer Kriegserklärung gleich.

Seit ein paar Tagen prangt an einem Haus an der Brache nun ein Graffito, dass den Ausverkauf der Fläche auf sehr berlinerische Art und Weise kritisiert: Ein riesiger Stinkefinger wurde an die Fassade gesprüht, dazu mehrere Beleidigungen gegen die Polizei, Yuppies, Touristen - und den Investor.

Keine "Fünf-Minuten-Aktion"

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Vor ein paar Monaten geriet die Fläche schon einmal in die Schlagzeilen. Seit 2008 konnte man dort nämlich zwei vor allem bei Touristen beliebte Graffiti des italienischen Streetart-Künstlers "Blu" sehen. Jedenfalls bis sie im Dezember vergangenen Jahres schwarz überpinselt wurden.

Der Aufschrei unter den Berlinern war groß, bis sich wenig später herausstellte, dass "Blu" die Aktion genehmigt hatte - aus Protest gegen die Baupläne des Investors Süsskind. Der Künstler wollte mit der Aktion verhindern, dass dieser seine Werke als Werbung für die geplanten Wohnungen nutzen kann.

Wer das neue Graffito angebracht hat, ist bislang unklar. Eine Sprecherin der Berliner Polizei sagte dem Tagesspiegel, dass es sich dabei jedenfalls nicht um eine "Fünf-Minuten-Aktion" gehandelt habe. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.

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