Influenza:Deshalb versagte die Grippeimpfung 2014

Ein falsches Molekül sorgte dafür, dass der Grippeimpfstoff des vergangenen Jahres weitgehend versagte. Die Viren hatten sich nämlich verändert, während das Vakzin produziert wurde.

Von Kai Kupferschmidt

Für das weitgehende Versagen des Grippeimpfstoffes im vergangenen Winter gibt es nun erstmals eine präzise Erklärung. Das Erbgut der am stärksten verbreiteten Erreger war an einer Stelle so verändert, dass der Impfstoff seine Schutzwirkung nicht entfalten konnte.

Das berichten der Influenza-Experte Scott Hensley von der University of Pennsylvania und Kollegen im Fachblatt Cell Reports. Sie hatten dazu das Erbgut von Grippeviren systematisch verändert, bis sie eine Variante gefunden hatten, gegen die der Impfstoff der vergangenen Saison nichts ausrichten konnte.

Der Fall zeigt, wie schwierig es ist, Jahr für Jahr den richtigen Impfschutz gegen die aktuell zirkulierenden Influenza-Viren zu entwickeln. Dazu werden Tausende Proben von Grippeerregern auf der ganzen Welt gesammelt und ihr Erbgut entschlüsselt. Jeweils im Frühjahr wählen Experten drei Grippestämme aus, die das größte Risiko darstellen. Aus ihnen wird der Impfstoff für die Grippesaison des folgenden Winters hergestellt.

Wie konnte der Virus den Impfschutz umgehen?

Vergangenes Jahr gehörte der Stamm A/Texas/50/2012 dazu. Doch als der Impfstoff einige Monate später fertig war, hatte sich eine Variante des Virus ausgebreitet, vor der der Impfstoff kaum Schutz bot, weil die neue Virus-Variante sich an mehreren Stellen im Erbgut von dem Impfstamm unterschied.

Bisher war allerdings nicht klar, welche dieser Veränderungen es dem Virus ermöglichten, den Impfschutz zu umgehen. Um das herauszufinden, stellte Hensley zahlreiche Grippeviren künstlich her. Er fügte in Viren vom Stamm A/Texas/50/2012 jeweils eine der Veränderungen ein, die beobachtet worden waren.

Impfstoffherstellung müsse schneller gehen

Dann testete er, wie gut das Immunsystem von geimpften Tieren und Menschen diese Viren erkannte. So fand sein Team heraus, dass eine winzige Veränderung an einem Eiweiß auf der Virusoberfläche es den Erregern erlaubte, dem Impfschutz zum Großteil zu entgehen.

Hensley hofft, dass solche Studien helfen, den Wettkampf zwischen Virus und Immunsystem besser zu verstehen. Das könne langfristig helfen, bessere Impfstoffe herzustellen. Noch wichtiger wäre es seiner Meinung nach, die Impfstoffherstellung so zu verändern, dass sie weniger Zeit in Anspruch nimmt. "Dann könnten wir die Impfstämme später wählen und Probleme wie im vergangenen Jahr vielleicht vermeiden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: