Sanierung nach TÜV-Gutachten:Stadt will drei Märkte vergrößern

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Pittoresk von außen, laut Tüv aber zu klein, um neueste Anforderungen an Hygiene- und Gesundheitsschutz zu erfüllen: die Standl am Wiener Platz (Foto: Lukas Barth)
  • Der TÜV Rheinland hat erhebliche Mängel auf den Märkten in Pasing, am Wiener Platz und am Elisabethplatz gefunden.
  • Deshalb hat sich das Kommunalreferat zwei Jahre mit Ideen beschäftigt, wie die Standl auf den Märkten modernisiert werden können.
  • Das Problem: Die Sanierung könnte den Charakter der Märkte verändern.

Von Andreas Glas

So wie es ist, könne es nicht bleiben, sagt Axel Markwardt. Und damit wirklich jeder kapiert, dass sich etwas ändern muss, zeigt der Kommunalreferent erst mal Fotos in die Runde. Fotos von engen Räumen, in denen sich Obstkisten auf dem Fußboden stapeln oder sich der Müll in Tonnen türmt. Aufgenommen wurden die Bilder im Innern der Marktstandl am Elisabethplatz, am Wiener Platz und am Pasinger Viktualienmarkt.

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Überall dort hat der TÜV Rheinland erheblichen Sanierungsbedarf festgestellt. Die Hauptkritik: Die Standl sind zu klein, um neueste Anforderungen an Hygiene- und Gesundheitsschutz zu erfüllen. Zwei Jahre lang hat das Kommunalreferat deshalb getüftelt, wie die Standl modernisiert werden können und "die Atmosphäre auf den drei Märkten erhalten bleibt", sagt Referent Markwardt, bevor er am Freitag die Ergebnisse präsentiert. Doch schnell wird klar: Die Sanierung könnte den Charakter der drei Märkte gravierend verändern.

Märkte sollen größer werden

Bei ihren Planungen hat die Stadt vor allem nach Wegen gesucht, mehr Raum zu schaffen, um Müll und Lebensmittel ordnungsgemäß lagern zu können. Die Entwürfe sehen deswegen vor, alle drei Märkte zu vergrößern. Der Elisabethmarkt soll etwa 300 Quadratmeter größer werden, der Pasinger Markt rund 200 Quadratmeter. In beiden Fällen entspricht das etwa einem Drittel der Marktfläche. Am stärksten würde nach jetzigem Planungsstand der Markt am Wiener Platz wachsen - um fast 300 Quadratmeter, also etwa die Hälfte der jetzigen Fläche.

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Um diesen Flächenzuwachs hinzukriegen, ist zum Beispiel am Elisabethplatz geplant, das südlich des Marktes gelegene Gebäude der Stadtwerke abzureißen, als Wohnhaus neu zu bauen und dabei eineinhalb Meter weiter nach Süden zu verschieben, so dass mehr Marktfläche entsteht.

Außerdem schlägt Architekt Rainer Hofmann vor, die einzelnen Standl "zusammenzuschieben" - entweder in zwei komprimierte Gebäudeblöcke, in denen je die Hälfte der Standl untergebracht werden, oder man bündelt je zwei oder drei kleine zu einem großen Standl. In den größeren Häuschen könnten dann auch Sanitäranlagen und Mülllagerung besser integriert werden. Gleichzeitig würde freilich der Gassencharakter des Marktes ein wenig verloren gehen.

Kleine Häuschen werden zu weniger Großen

Ähnliche Pläne gibt es für den Wiener Platz. Dort will das Architektenbüro die acht kleineren Häuschen zu vier größeren bündeln. Auch ein Rondell sei denkbar, sagt Hofmann, jedoch seien die Händler gegen diese Variante. In Pasing will man das Platzproblem lösen, indem die Läden rund um den Innenhof breiter werden und die Anlage insgesamt länger wird. Alternativ, so Architekt Hofmann, sei auch ein zweites, möglicherweise überdachtes Geschoss denkbar.

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Bis jetzt, betont Kommunalreferent Markwardt, handle es sich nur um "eine Ideensammlung", die man gemeinsam mit den Händlern und den jeweiligen Bezirksausschüssen entwickelt habe. In Kürze sollen auch die Anwohner in die Planungen eingebunden werden. Endgültige Vorschläge samt Kostenplan will das Referat dem Stadtrat dann Anfang 2016 zur Abstimmung vorlegen.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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