Ökologisches Bauen:Trend zum "Architektenhaus in Fertigbauweise"

Immer mehr Einfamilienhäuser in Deutschland werden in Fertigbauweise gebaut. Aber auch immer mehr nach individuellen Vorgaben.

Das meldet der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) im nordrhein-westfälischen Bad Honnef. Hintergrund ist demnach das steigende Interesse an Häusern, die gut gedämmt sind und mit erneuerbaren Energien Strom, Warmwasser und Heizwärme erzeugen können. Neben dem Ökologie-Aspekt spiele die individuelle Planung als Architektenhaus eine entscheidende Rolle für die wachsende Akzeptanz.

fertighaus aus holz; baufritz/dpa/tmn

Fertighäuser werden oft hauptsächlich aus Holz gebaut.

(Foto: Foto: Baufritz/dpa/tmn)

Wunderwerkstoff Holz

Fertighäuser werden meist in Holzbauweise gebaut, nennt die Branche als Vorteil. Als nachwachsender Rohstoff zieht Holz durch seine hohe CO2-Speicherkapazität Kohlendioxid aus der Atmosphäre. "Und zudem braucht Holz nur relativ wenig Energie für seine Bearbeitung", erläutert Detlef Buhmann vom Fertighaus-Hersteller Haacke-Haus in Celle. Daneben verbessere Holz die bauphysikalischen Eigenschaften der Wärmedämmung und spare Heizenergie.

Einen besonderen Beitrag zum Klimaschutz bieten einige Holz-Fertighäuser mit positiver CO2-Bilanz. "Grundlage dafür, dass ein Haus eine positive CO2-Bilanz aufweisen kann, sind Bau- und Dämm-Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, ein energieeffizientes Heizsystem und eine energieoptimierte Nutzung durch dessen Bewohner", erklärt Karlheinz Müller, Baubiologe und Umweltbeauftragter beim Fertighaus-Hersteller Baufritz im bayrischen Erkheim.

Das Unternehmen stellt nach eigenen Angaben seine Häuser aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen her. Mit jedem CO2-Plus-Haus würden mehr als 40 Tonnen CO2 gespeichert. Dieser Wert entspreche dem durchschnittlichen CO2-Ausstoß eines Mittelklasseautos in 30 Jahren bei einer Jahresfahrleistung von 10.000 Kilometern.

Trend zum "Architektenhaus in Fertigbauweise"

"Ausgereifte Systeme"

Seit dem starken Preisanstieg für Öl und Gas interessieren sich viele Bauherren für Anlagen, die regenerative Energiequellen nutzen. Von den neu verkauften Fertighäusern sind laut BDF schon knapp 70 Prozent mit umweltschonender Technik ausgestattet. Genutzt werden Sonnenstrahlung, Erdwärme und Biomasse. "Alle BDF-Hersteller bieten inzwischen eine auf jedes einzelne Haus abgestimmte Anlagentechnik auf Basis erneuerbarer Energien an, und die Systeme sind technisch ausgereift", betont Christoph Windscheif vom Bundesverband.

Besonders im Trend liege die Wärmepumpenheizung. Das bestätigt auch Rainer Linnemann vom Fertighaushersteller WeberHaus im baden-württembergischen Rheinau-Linx: Mittlerweile verkaufe das Unternehmen jedes dritte Haus mit dieser Technik. Moderne Wärmepumpen erzeugten mit einer Kilowattstunde Strom eine Wärmeenergie im Wert von vier bis fünf Kilowattstunden.

"Zusammen mit einer optimalen Wanddämmung und dem Einsatz einer Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung ist sogar ein Energiegewinn möglich", rechnet Linnemann vor. Der Hersteller bietet nach eigenen Angaben mit seinem Konzept PlusEnergie ein Haus, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.

Extravagant statt spießig

Fertighäuser haben eine spießige Einheitsarchitektur, lautet ein altes Vorurteil. "Gegen dieses falsche Image kämpft die Fertigbau-Branche immer noch an", räumt Windscheif ein. Dabei kämen Fertighauser längst nicht mehr von der Stange, sondern würden in den meisten Fällen individuell nach Kundenwunsch gestaltet. Der Trend gehe zum "Architektenhaus in Fertigbauweise". Heute würden mehr als drei Viertel aller Fertighäuser individuell geplant. Dabei stehen den Bauherren Architekten und Fachleute der Bauunternehmen zur Seite.

Trend zum "Architektenhaus in Fertigbauweise"

Auch extravagante Architektur findet sich in Fertigbauweise. Stararchitekten wie Gustav Peichl, Solarpionier Rolf Disch oder der Designer Luigi Colani haben bereits Fertighäuser entworfen. Eine spezielle Domäne des Fertigbaus ist nach Auffassung des BDF der aktuell wieder entdeckte Bauhausstil. Die prägenden Stilelemente des Bauhauses - kubische Formen, gerade Linien und funktionale Grundrisse - fänden sich in vielen aktuellen Fertighäusern wieder.

"Nicht nur wegen der hohen Benzinpreise werden besonders von der Generation 50 Plus gern sogenannte Stadthäuser und Stadtvillen gebaut", beschreibt Windscheif einen Trend. Wer in der Stadt wohnt, könne die Infrastruktur aus Ärzten, Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten leichter nutzen. Für junge Familien bleibe aber auch das Bauen im Grünen weiterhin attraktiv, da hier das Bauland bezahlbar sei.

"Stadtvillen und -häuser werden bevorzugt in kubischer Form mit zwei Vollgeschossen geplant", sagt Buhmann. Neben dem Vorteil, im Obergeschoss nicht mit Schrägen leben zu müssen, werden das knappe Bauland und die Flächen besser ausgenutzt. Viele Gemeinden hätten ihre Bauordnungen inzwischen entsprechen geändert und seien nicht mehr auf anderthalb Geschosse fixiert. Dies erleichtere und erweitere die Möglichkeiten, im Stadthausstil zu bauen.

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