Studie zur Intelligenz:Der ideale Gen-Cocktail

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  • Eine große Studie mit 350 000 Teilnehmern hat gezeigt, dass genetische Unterschiede von Eltern sich positiv auf die Kinder auswirken.
  • Je unterschiedlicher das Erbgut der Eltern war, umso größer und intelligenter wurden die Kinder.
  • Genetische Nähe wirkte sich hingegen negativ aus. Nachkommen von Cousins und Cousinen sind im Schnitt kleiner als Nachfahren von nicht verwandten Eltern.

Von Werner Bartens

Dass Körpergröße und Intelligenz sich auf wunderbare Weise ergänzen, haben langgewachsene Zeitgenossen schon immer geahnt. Nun legt auch die Wissenschaft entsprechende Beweise vor. In einer großen Analyse zeigen Forscher im Fachblatt Nature von diesem Donnerstag, warum die Menschen im Lauf der Evolution immer größer und intelligenter geworden sind. Quer durch die Völker und Nationen überragen die Nachkommen ihre Vorfahren und können zumeist auch schneller denken, was in der Menschheitsgeschichte bisher von Vorteil war.

Ein internationales Forscherteam unter Leitung von Peter Joshi von der Universität Edinburgh hat die Daten von mehr als 350 000 Menschen rund um den Globus ausgewertet. Dabei wurden nicht nur Gewicht und Größe erfasst, sondern auch 16 Merkmale, die - wenn sie von der Norm abweichen - auf die Neigung zu bestimmten Krankheiten hinweisen können. Dazu gehören beispielsweise die Werte für Blutdruck, Fettstoffwechsel und Atemfunktion, Zuckerstoffwechsel und die kognitive Leistungsfähigkeit.

Die parallel vorgenommene Analyse des Erbguts erbrachte einen verblüffenden Zusammenhang: Je stärker sich die Eltern genetisch voneinander unterschieden, desto größer und intelligenter wurden die Kinder. Genetische Nähe wirkte sich gegenteilig aus. So blieben die Nachkommen von Cousins und Cousinen ersten Grades im Durchschnitt 1,2 Zentimeter kleiner und verfügten über zehn Monate weniger Schulbildung als die Nachfahren von nicht verwandten Eltern.

Vielfalt ist evolutionär gesehen von Vorteil

Genetische Vielfalt gilt in der Evolution als großer Vorteil. Schon länger ist bekannt, dass Paare, deren Erbgut sich stark unterscheidet, robustere Nachkommen haben - die Vermischung der verschiedenen Abwehrkräfte wappnet sie besser gegen eine größere Vielfalt an Krankheitserregern. Ähnlich sind die aktuellen Ergebnisse zu verstehen: Mit größerer Intelligenz und Körperlänge wird "belohnt", wessen Vorfahren nicht miteinander verwandt sind und wer daher vielseitigere Erbanlagen hat. Auch wenn es im Büroalltag nicht mehr so wichtig ist, bedeutet es aus evolutionärer Sicht einen Überlebensvorteil gegenüber Feinden, größer und intelligenter zu sein.

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"Mit unserer Forschung gehen wir einem der Probleme auf den Grund, das schon Darwin aufgeworfen hat, als er nach dem Nutzen der genetischen Vielfalt gefragt hat", sagt Peter Joshi. "Als nächsten Schritt wollen wir genauer untersuchen, welche Teile des Erbguts am stärksten von dieser Vielfalt profitieren." Anders als vermutet fanden die Forscher allerdings keinen Zusammenhang zwischen einer geringeren genetischen Vielfalt und der Neigung zu Herzleiden, Diabetes oder anderen Erkrankungen.

Herausragende Körpergröße wurde in wissenschaftlichen Studien schon oft mit positiven Begleiterscheinungen in Verbindung gebracht. So haben größere Menschen im Mittel die besseren Jobs und bekommen mehr Gehalt, sie gelten als attraktivere und entspanntere Partner, die zudem weniger eifersüchtig sind. Vertikal benachteiligte Zeitgenossen müssen sich allerdings nicht grämen, in modernen Gesellschaften ist der evolutionäre Überlebensvorteil nicht mehr ganz so entscheidend.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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