Börsen:China pumpt Milliarden in den Markt

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Banger Blick nach vorn: Damit nicht noch mehr Geld abfließt, sind neue Börsengänge vorerst verboten. (Foto: Kim Kyung-Hoon/Reuters)

Peking stemmt sich mit Stützkäufen von Aktien gegen die schweren Kurseinbrüche der vergangenen Tage.

Von Marcel Grzanna, Shanghai

Die chinesische Regierung hat genug von den kollabierenden Kursen an den Börsen des Landes und greift massiv in den Markt ein. Nach den neuerlichen Einbrüchen vom vergangenen Freitag beschloss ein Krisenstab am Wochenende sowohl eine vorläufige Sperre für Börsengänge als auch ein Investitionspaket, finanziert von den größten Maklerbüros des Landes. Dadurch erhofft sich die Regierung ein Ende der Talfahrt, in deren Verlauf der Leitindex in Shanghai trotz mehrerer Stabilisierungsversuche fast 30 Prozent in den vergangenen drei Wochen verlor.

Nun sollen umgehend 120 Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 17,4 Milliarden Euro, als Stützkäufe in Aktien investiert werden, beschlossen Mitglieder des Kabinetts, Vertreter der Zentralbank und Repräsentanten der Finanzindustrie. Die Makler sagten dafür die Finanzierung zu und versprachen auch, so lange keine Papiere zu verkaufen, bis der Leitindex 4500 Punkte erreicht. Am Freitag hatte er bei knapp 3700 Zählern geschlossen. Auch die 25 größten chinesischen Fondsgesellschaften sicherten ihre Unterstützung für das Programm zu und kündigten an, ihre Fonds selbst zu zeichnen.

Durch das Verbot neuer Börsengänge soll zugleich vermieden werden, dass noch mehr Kapital vom Markt abfließt, das Anleger ansonsten vielleicht in Aktien stecken würden, berichtete das Wall Street Journal. Von der Vorgabe betroffen sind 28 Unternehmen, die ihre Neuemission verschieben müssen, wie die Börsen in Shanghai und Shenzhen mitteilten.

Die Eingriffe sind der vorläufige Höhepunkt in einer Reihe staatlicher Versuche, den Wertverlust der Aktien in den Griff zu bekommen. Der Shanghai Composite Index ist seit seinem Siebenjahreshoch am 12. Juni um fast 1500 Zähler abgerutscht. Dagegen hatten auch niedrigere Zinsen und eine Gebührenkürzung nichts ausgerichtet. Zwischen den massenhaften Panikverkäufen von vornehmlich unerfahrenen Erstanlegern waren die Gegenmaßnahmen nahezu wirkungslos verpufft.

Weil mit den sinkenden Kursen die Sorge um die Stabilität des Finanzsektors wächst, verschärfte die Regierung auch die Regeln für Geschäfte mit geliehenem Geld. Zudem will die Aufsichtsbehörde nach Hinweisen auf mögliche Marktmanipulationen suchen. In diesem Zusammenhang geraten ausländische Investoren in die Kritik: Sie hätten auf fallende Kurse gewettet und erheblichen Anteil am Abwärtstrend, heißt es. Analysten sind überzeugt, dass es bald wieder aufwärtsgeht. "Es gibt nun wirklich keinen Grund mehr zu befürchten, dass der Index auf 3000 Punkte fällt. Die Partei wird ihn immer, wenn sie will, davor bewahren", sagte Börsenkommentator Pi Haizhou. Auch Chen Jiahe von Cinda Securities ist sicher: "Die Gegenmaßnahmen sind jetzt außergewöhnlich stark. Es ist nicht zu erwarten, dass die Kurse noch weiter einbrechen."

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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