Unterhaching:Photovoltaik rechnet sich noch

Experten erklären, wie sich die Senkung der Einspeisevergütung ausgleichen lässt

Von Michael Morosow, Unterhaching

Wenn im Sommer die Sonne vom Firmament brennt, dann herrschen im Atrium des Unterhachinger Rathauses klimatische Bedingungen wie in einer finnischen Sauna nach einem Aufguss. Über die Kraft der Sonne musste also nicht lange geredet werden bei der von den Unterhachinger Grünen initiierten Veranstaltung im großen Sitzungssaal, in dem es nur wenig kühler war. "Und die Sonne lohnt sich doch", lautete das Thema, über das sich eine ganze Reihe von Solarenergie-Fachleuten vor gut 80 Zuhörern ausließ.

Zur Erörterung stand dabei die Frage, ob sich für einen Privathaushalt die Investition in eine Photovoltaik-Anlage noch rechnet, nach der drastischen Reduzierung der von der Bundesregierung gewährten Einspeisevergütung von Solarstrom. Die Antworten von Vertretern mehrerer Solartechnik-Firmen und Vorstandsmitgliedern der Bürger-Energie-Unterhaching eG: Ein wackeliges Ja, wenn man lediglich die staatlichen oder kommunalen Fördermöglichkeiten ausschöpft, ein stabiles Ja, wenn man sich zudem den neuen Techniken öffnet, die der Markt inzwischen anbietet; so etwa intelligente Steuerungssysteme, die den Eigenverbrauch des selbst produzierten Stromes nach oben schnellen lassen. Das könne schon alleine dadurch erreicht werden, dass man den Sonnenstrom zur Kühlung von Wohnungen und Häusern verwendet, erfuhren die Besucher, die sich an diesem Abend nichts sehnlicher gewünscht hätten als eine funktionierende Kühltechnik im Rathaus.

Aber insbesondere die neue Generation von Batterien trägt zur Rentabilität von Photovoltaik-Anlagen bei. Damit ist eine Bevorratung von Energie möglich nach dem Prinzip: Am Tag aufladen, in der Nacht abgeben. Darauf setzt Stephan Hirzinger, geschäftsführender Gesellschafter der Viessmann Photovoltaik GmbH. Nach seiner Darstellung hat sein Unternehmen eine Batterietechnik in der Entwicklung, die es sogar möglich macht, im Sommer gewonnene Sonnenenergie für die kalten Wintermonate zu speichern.

Wer erwartet hatte, dass die Referenten zu einer Klage über die drastische Kürzung der Solarförderung anheben werden, sah sich getäuscht. Die aktuelle Einspeisevergütung von 13 Cent pro Kilowattstunde garantierten zwar in der Regel keine Rentabilität mehr, weshalb man darauf alleine nicht mehr setzen könne, aber die Solaranlagen seien insgesamt erheblich preiswerter geworden, sagte Hermann Mader vom Vorstand der Bürgerenergie Unterhaching eG (BEU). Die Preise für die Anlagen sind laut Christoph Lierheimer, Geschäftsführer der Solartechnikfirma Reno Solar GmbH, sogar in einem Tempo gesunken, "dass die Regierung gar nicht mehr nachkam, die Förderung abzusenken." Unterm Strich aber, so die Meinung der Solarstromexperten, ist Photovoltaik-Strom günstiger als Strom aus der Steckdose und die Anschaffung einer Photovoltaikanlage nach wie vor wirtschaftlich.

Das konnten Hermann Mader und Erich Brand von der Bürgerenergie-Gesellschaft bestätigen. Die BEU, im März 2012 gegründet, hat bereits drei Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde am Laufen; eine auf dem Umkleidegebäude im Freibad, eine auf dem Dach des Kultur- und Bildungszentrums (Kubiz) und eine auf dem Dach der neuerrichteten Grund- und Mittelschule auf der Stumpfwiese. Letztere ist mit einer Leistung von 246 Kilowatt/peak die mit Abstand größte. Die Hälfte dieser Energiemenge wird in der Schule abgerufen, dazu hat die BEU einen Stromliefervertrag mit der Gemeinde abgeschlossen, die andere Hälfte wird ins Netz eingespeist. Alle drei Photovoltaik-Anlagen zusammen erzeugen 597 000 Kilowattstunden Strom. Mit dieser Menge könnte man 200 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen, Und außerdem würden dadurch jährlich 356 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart, rechnete Erich Brand vor.

Die Erlöse werden zum großen Teil am Jahresende als Dividende an die 205 Mitglieder der Bürgerenergie-Gesellschaft ausgeschüttet. Im "sehr guten Solarjahr 2014" habe die Dividende fünf Prozent betragen, angestrebt würden durchschnittlich drei Prozent, antwortete Hermann Mader auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.

Nachdem neue Investitionen ins Haus stehen, öffnet sich die Bürgerenergie Unterhaching nun auch wieder neuen Mitgliedern. Die Einlage, die zu erbringen ist, beträgt 500 Euro. Geschickterweise hatten Brand und Mader Aufnahmeunterlagen mitgebracht, die denn auch gleich von einigen Zuhörern mitgenommen wurden. Sie sind wohl der Meinung: "Die Sonne lohnt sich doch."

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