Andreas Michelmann will Deutschland zur "Handball-Nation der Zwanziger Jahre" machen. Das nannte der 55-Jährige im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitag-Ausgabe) als sein vorrangiges Ziel, falls er am 26. September bei einem Außerordentlichen Bundestag in Hannover zum Präsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB) gewählt wird.
Eine sechsköpfige Findungskommission hat den Kommunalpolitiker aus Sachsen-Anhalt am Donnerstag einstimmig als Kandidaten für den Chefposten vorgeschlagen; bislang saß er als Vizepräsident für Amateur- und Breitensport im Präsidium. Michelmann war bereits 2013 als Nachfolger des ausscheidenden Ulrich Strombach als Präsident im Gespräch; er verzichtete damals aber zugunsten von Bernhard Bauer, der im März überraschend zurückgetreten war.
Ihn reize es, den vom 2013 neugewählten Präsidium erfolgreich eingeschlagenen Weg der "Perspektive 2020" mit dem Ziel eines Olympiasiegs fortzusetzen, sagte Michelmann zu seinen Ambitionen: "Da haben wir Zwischenetappen erreicht - Qualifikationschancen für Olympia 2016, Ausrichtung der Frauen-WM 2017 und der Männer-WM 2019 mit Dänemark", sagte er und fügte hinzu: "Mein Eindruck ist, dass wir bei den Männern genau auf Kurs sind."
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Konflikte mit Vizepräsident Hanning fürchtet Michelmann nicht
Bei den Frauen, die im Juni die sportliche WM-Qualifikation verpasst haben und nur dank einer Wildcard beim Turnier im Dezember mitmachen dürfen, müsse hingegen noch nachgearbeitet werden: "Da werde ich den Vizepräsidenten Leistungssport in die Pflicht nehmen, aber auch Trainer und Mannschaft", kündigte Michelmann an: "Es reicht nicht, immer mehr zu fördern - die Leistung muss auch gesteigert werden."
Konflikte mit seinem für den Leistungssport zuständigen Vizepräsidenten-Kollegen Bob Hanning (Berlin), die Bernhard Bauer letztlich zum Rücktritt bewogen hatten, fürchtet Andreas Michelmann nicht: "Ich komme gut mit ihm klar. Natürlich hat er Ecken und Kanten, das weiß jeder. Aber ich schätze ihn als absolut kompetenten Mann, mit einer Mischung aus fachlichem Wissen, Klugheit und auch Intuition."
Michelmann, Oberbürgermeister der 30 000-Einwohner-Stadt Aschersleben, appellierte in diesem Zusammenhang daran, Einigkeit im Sinne der Sache zu pflegen: "Am Ende verbindet uns alle unser Sport, und den wollen wir weiter erfolgreich machen."
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