Schweinsteiger verlässt FC Bayern:Pfiffe für den Vorstand

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Abschied vom Fußballgott: Bei der Mannschafts-Präsentation pfeifen die Fans Karl-Heinz Rummenigge aus, weil Bastian Schweinsteiger den Verein nach 17 Jahren verlässt.

Von Maik Rosner

Ein bisschen verloren hing es nun da, dieses Fanbanner auf Höhe der Eckfahne mit dem Gruß an Bastian Schweinsteiger. "Servus Fußballgott", stand auf weißem Grund in roten Buchstaben. Doch Schweinsteiger sollte nicht kommen zur Kaderpräsentation des FC Bayern am Samstagnachmittag in der Münchner Arena und zum Showtraining mit den Zugängen Douglas Costa, Joshua Kimmich und Sven Ulreich. Und als Karl-Heinz Rummenigge den sofortigen Wechsel des 30-Jährigen zu Manchester United am Stadionmikrofon verkündete, setzte ein lautstarkes Pfeifkonzert ein. Statt Vorfreude auf die kommende Saison bestimmte nun Wehmut über den stillen Abschied des Fußballgotts die Stimmung - und bei einigen Fans auch Verdruss, dass der Verein den Wechsel nicht verhindert hatte, durch ein klares Bekenntnis zum Nationalmannschaftskapitän und dessen Zukunft in München.

Rummenigge versuchte die Missstimmung schnell einzudämmen und bekam danach auch Beifall. "Ich habe totales Verständnis dafür, dass das bei den Fans zu großen Diskussionen führt", rief er ins Mikrofon. Aber es wäre "hartherzig" gewesen, befand der Vorstandsvorsitzende, einem solch verdienten Spieler nach 17 Jahren beim FC Bayern den "nachvollziehbaren Wunsch" abzuschlagen, im Karriereherbst eine neue Erfahrung im Ausland machen zu können. Er bedauere Schweinsteigers Entschluss, und man habe versucht, ihn von einem Verbleib zu überzeugen. "Aber leider ist auch bei jeder Identifikationsfigur die Karriere irgendwann zu Ende", sagte Rummenigge.

Anders als Manchester United und dessen ehemaligen Bayern-Trainer Louis van Gaal kamen die Münchner offenbar zu der Einschätzung, dass Schweinsteiger womöglich nicht mehr drei Jahre lang auf höchstem Niveau spielen könne. Bei ManU werden sie den bald 31-Jährigen mit einem lukrativen Vertrag über eben diese Zeitspanne ausstatten, beim FC Bayern wäre sein Arbeitspapier in einem Jahr ausgelaufen. Die Münchner können sich laut Medienberichten aus England nun über die durchaus stattliche Ablösesumme in Höhe von gut 20 Millionen Euro freuen. Doch Schweinsteiger wird dem Verein fehlen, mindestens als Fanliebling und prägende Spielerfigur, die den FC Bayern zuletzt verkörperte wie kein anderer Spieler.

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"Es ist schade - weil er ein bayerischer Bua ist"

Das sehen auch die ehemaligen Mannschaftskollegen so. "Es ist einfach absolut schade, auch für den Verein, weil er ein bayerischer Bua ist", sagte Philipp Lahm. Der Kapitän hat nahezu seine gesamte Karriere gemeinsam mit Schweinsteiger gespielt, schon in der Jugend des FC Bayern. "Für mich ist das sehr, sehr traurig, weil wir viel miteinander erlebt haben", sagte Lahm. "Ich glaube, dass wir alle traurig sind", ergänzte Jérôme Boateng. Und Torwart Manuel Neuer sagte: "Mir persönlich tut es ein bisschen weh." Er habe bereits mit Schweinsteiger Kontakt gehabt, "aber da war er wohl schon im Flieger und der Pilot wollte nicht mehr umdrehen".

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Das dürfte allerdings auch für Schweinsteiger gelten, weil er unter Pep Guardiola fürchten musste, nur noch eine Nebenrolle zu spielen. Rummenigge war es wichtig zu betonen, dass der Katalane bei der Entscheidung Schweinsteigers keine Rolle gespielt habe. "Dass er wegen unseres Trainers gegangen oder gar geflüchtet wäre, muss ich ins Reich der Fabel verweisen. Die zwei haben ein völlig intaktes Verhältnis", sagte Rummenigge. Doch Schweinsteiger hatte auch registriert, dass Guardiola auf seiner Lieblingsposition als Sechser meist Xabi Alonso einsetzte. Zudem ist die Konkurrenz im Mittelfeld noch größer geworden.

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Für Schweinsteiger eröffnet sich nun die Chance, nach seinem WM- und Champions-League-Titel sowie den acht deutschen Meisterschaften und sieben Pokalsiegen anderswo weitere Erfolge zu feiern. Und zwar mit einem Trainer, dessen Vertrauen er sich ganz sicher sein. Nebenbei dürften ihn die neuen Erfahrungen in England auch als Charakter weiter formen. "Einen weiteren Schub und Ansporn, auch in Hinblick auf die Europameisterschaft in Frankreich", verspricht sich Bundestrainer Joachim Löw von Schweinsteigers Wechsel. Er sei überzeugt, "dass der neue Reiz der Premier League Basti gut tun wird". Beim FC Bayern werden sie das mit Interesse verfolgen.

© SZ vom 12.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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