Bundeskanzlerin:Flüchtlingsmädchen streichelt Merkel

Lesezeit: 2 min

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht in der Paul Friedrich Scheel-Schule in Rostock mit Schülern, unter anderem mit Reem Sahwil (2.v.r) (Foto: dpa)
  • Reem Sahwil, das Flüchtlingsmädchen aus Palästina, hat sich zu ihrem aufsehenerregenden Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel geäußert.
  • "Sie hat zugehört und hat ihre Meinung dazu gesagt, und das finde ich auch in Ordnung", sagte die 14-Jährige.
  • Eine Abschiebung muss Reem Sahwil nach den neuesten Gesetzesänderungen wohl nicht befürchten.

"Sie hat zugehört und ihre Meinung gesagt"

Die Reaktion von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf das Schicksal und die Emotionen des Flüchtlingsmädchens Reem Sahwil hat im Netz für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Nun hat sich die 14-Jährige selbst geäußert - und sich mit Kritik an der Kanzlerin zurückgehalten. "Sie hat zugehört und hat ihre Meinung dazu gesagt, und das finde ich auch in Ordnung", sagte Reem Sahwil im ARD-Morgenmagazin.

Enttäuscht zeigte sie sich darüber, dass die Kanzlerin ihr in Bezug auf ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland nichts versprechen wollte. Die 14-Jährige Palästinenserin kam vor vier Jahren über Libanon nach Deutschland, hat aber kein Bleiberecht. Merkel kündigte bei dem Bürgerdialog in Reem Sahwils Schule in Rostock nur an, Fälle wie ihren in Zukunft schneller prüfen zu wollen. "Ich werde mich jetzt erst mal damit abfinden und hoffen, dass es was bringt", sagte Reem Sahwil.

Eine Abschiebung droht wohl nicht

Eine Abschiebung muss sie wohl nicht mehr befürchten. Im Juni verabschiedete der Bundestag eine Reihe von Gesetzesänderungen, die den Status von Flüchtlingen in Deutschland betreffen. Eine Regelung sieht vor, dass jugendliche Flüchtlinge, die in Deutschland eine Schule besuchen, nach vier Jahren ein Bleiberecht erhalten sollen. Auch Aydan Özoğuz, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, machte Reem Sahwil im Gespräch mit Spiegel-Online Hoffnung, in Deutschland bleiben zu können. Unklar ist, warum Merkel gegenüber dem Mädchen nicht auf diese neue Rechtslage einging.

In einem Interview mit dem ARD-Morgenmagazin, das bereits vor dem Aufeinandertreffen mit der Bundeskanzlerin entstand, hatte Reem Sahwil auch über die Angst gesprochen, die ihr Leben begleitet habe, bevor sie nach Deutschland kam. "Ich hatte viel mit Krieg und Unsicherheit zu tun", sagte sie. "Solange ich hier bin, werde ich die Angst zwar in mir behalten, aber es wird immer besser."

Flüchtlingsmädchen Reem und die Kanzlerin
:Was Merkel statt streicheln tun sollte

Die Kanzlerin muss dem Mädchen Reem nicht versprechen, dass es in Deutschland bleiben darf. Aber Merkel muss endlich erkennen, dass Flüchtlinge ein Gewinn für Deutschland sind.

Kommentar von Thorsten Denkler

Am Mittwoch hatte sich die Bundeskanzlerin in Rostock bei einem Bürgerdialog den Fragen von Schülern einer Schule für Körperbehinderte gestellt. Die Fragen von Reem Sahwil, ob sie in Deutschland bleiben könne, hatte Merkel unverblümt beantwortet. "Politik ist manchmal hart", sagte sie. "Es werden manche wieder zurückgehen müssen." Als Reem zu weinen anfing, nahm die Bundeskanzlerin offenbar Lampenfieber als Grund an. "Du hast das doch prima gemacht", sagte sie zu dem Mädchen und streichelte ihm über den Kopf. Unter #merkelstreichelt kritisierten viele Internetnutzer die Kanzlerin und warfen ihr herzloses Verhalten vor.

© SZ.de/pamu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ihr Forum
:Herzlos oder ehrlich: Wie bewerten Sie Merkels Reaktion auf die Schülerin?

In einer Diskussion wird die Bundeskanzlerin vor laufender Kamera mit der Schülerin Reem konfrontiert, die mit ihrer Familie aus Palästina geflohen ist. Erst nach einer emotionalen Reaktion schaltet Merkel von hart auf einfühlsam um.

Diskutieren Sie mit uns.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: