Schuldenkrise:Griechenland zahlt Milliardenschulden zurück

Athen begleicht Kreditraten an den Internationalen Währungsfonds und die Europäische Zentralbank. Die griechischen Banken sind wieder geöffnet - wenn auch unter Auflagen.

Von Christiane Schlötzer

Griechenland hat am Montag Staatsschulden und Zinsen von insgesamt 6,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) und an den Internationalen Währungsfonds zurückgezahlt. Möglich wurde dies durch eine Brückenfinanzierung, die Athens Gläubiger gewährten, nachdem sich beide Seiten grundsätzlich auf Verhandlungen über ein neues Hilfspaket mit harten Auflagen geeinigt hatten. Damit wurde eine Staatspleite des hoch verschuldeten Euro-Landes vermieden.

Die griechischen Banken haben erstmals seit drei Wochen nun wieder geöffnet, aber von einer Rückkehr zur Normalität kann keine Rede sein. Strenge Kapitalkontrollen bleiben in Kraft. Die Börse ist weiterhin geschlossen. Pro Tag können die Bürger nach wie vor nur 60 Euro abheben. Wahlweise dürfen sich die Griechen nun aber einmalig pro Woche bis zu 420 Euro auszahlen lassen. Vor vielen Bankfilialen in Athen bildeten sich wieder Schlangen.

Vor allem Kunden ohne EC-Karten warteten, sowie Griechen, die ihre Schließfächer öffnen wollten. Auch diese waren zuletzt unerreichbar gewesen, was besondere Empörung auslöste. Denn aus Angst, ihr Land könnte aus der Euro-Zone fallen, hatten sich zuletzt viele Kunden einen Bank-Safe besorgt, bisweilen sogar auf Anraten der Bankberater ihre Konten geräumt und die Euro-Noten im Schließfach deponiert. "Ich verstehe die Sorgen der Menschen", sagte Louka Katseli, Leiterin des griechischen Bankenverbandes im staatlichen Fernsehen ERT. Hätten aber die Griechen in den letzten Monaten nicht 40 Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben, hätten die Banken "kein solches Liquiditätsproblem", so Katseli.

Im Jahr 2014 waren die vier großen griechischen Banken in einem Stresstest der EZB noch nicht besonders auffällig, nun brauchen sie vermutlich 25 Milliarden Euro zur Rekapitalisierung. Diese Maßnahme soll Teil des neuen Hilfspakets werden, für das die Regierung von Alexis Tsipras weitere soziale Härten akzeptiert. So stieg die Mehrwertsteuer für viele Dienstleistungen und Güter - darunter für Restaurants - am Montag von 13 auf 23 Prozent. Tsipras konnte die entsprechenden Gesetze vergangene Woche nur mithilfe der Stimmen der Opposition durchsetzen. Am Mittwoch sollte das Parlament eigentlich erneut abstimmen, unter anderem über die Abschaffung von Frührenten. Völlig überraschend änderte die Regierung jedoch die Tagesordnung für die Parlamentsdebatte. Sie strich angesichts von Protesten der Landwirte das Votum über die Abschaffung der Steuervergünstigungen für griechische Bauern. Auch weitere Details der Rentenreform sollen ebenfalls nicht bei dieser Sitzung behandelt werden. Die monatelange Unsicherheit über Griechenlands Verbleib im Euro und zuletzt die Kapitalkontrollen haben erneut zu einem Wirtschaftseinbruch geführt. Im November hatte die EU-Kommission noch ein Wachstum von 2,9 Prozent für 2015 prognostiziert. Nun gehen die Gläubiger davon aus, dass die griechische Wirtschaft um bis zu vier Prozent schrumpft.

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