Explosion in Untersendling:Mieter soll Wohnung absichtlich gesprengt haben

F18386 2015

Großeinsatz für die Feuerwehr in Untersendling.

(Foto: Berufsfeuerwehr)
  • Eine Gasflasche ist am Donnerstagvormittag in Untersendling in einer Wohnung explodiert.
  • Vieles deutet daraufhin, dass der Mieter seine Wohnung absichtlich in die Luft gesprengt hat.
  • Dem 34-Jährigen drohte die Zwangsräumung, weil er seit Längerem mit der Miete im Rückstand war.

Von Susi Wimmer

War es ein Racheakt, bei dem der Täter den Tod von Menschen in Kauf genommen hat? In Untersendling ist am Donnerstagvormittag in einer Wohnung eine Fünf-Kilo-Flüssiggas-Flasche explodiert - und vieles deutet daraufhin, dass der Mieter Stephan M. die Wohnung absichtlich in die Luft gesprengt hat. Dem 34-Jährigen drohte tags darauf die Zwangsräumung, weil er seit Längerem mit der Miete im Rückstand war.

Kurz vor dem großen Knall sollen Zeugen gesehen haben, wie er aus der Wohnung rannte. Die Polizei leitete sofort eine Fahndung nach dem Mann ein, die aber bis zum frühen Abend ohne Erfolg blieb. Durch die Explosion wurden sieben Wohnungen in dem Haus an der Zillertalstraße in Mitleidenschaft gezogen, eine Frau kam verletzt in eine Klinik, vier weitere Bewohner wurden ambulant behandelt. Der Schaden an dem Haus wird auf gut eine halbe Million Euro geschätzt.

Wie die Situation vor Ort war

Donnerstagvormittag, um kurz vor halb elf Uhr: Adolf Frey und seine Frau sitzen beim vorgezogenen Mittagessen, als sie von einer Detonation hochgeschreckt werden. "Ich hab' gedacht, da ist eine Bombe explodiert", erzählt der Rentner. Eine Stunde später steht er in Badeschlappen und kurzer Hose auf der Straße - und in einem Trümmerfeld. Auf der Rasenfläche vor dem Haus an der Zillertalstraße 31 liegen komplette Fensterrahmen, die aus dem Mauerwerk gerissen wurden. Ein Rollo, das offenbar meterweit durch die Luft geflogen war, landete auf einem geparkten Auto. Die Autos daneben sind mit Scherben übersät und zum Teil demoliert. Die Glassplitter der zerborstenen Fensterscheiben flogen gut 40 Meter weit, so heftig war die Wucht der Detonation.

Adolf Frey sah als erster die Flammen aus dem Fenster im zweiten Stock des Hauses gegenüber schlagen und rief seiner Frau zu: "Wähl' die 112." Wenige Minuten später waren die Feuerwehrleute der benachbarten Sendlinger Wache am Einsatzort. "Die Wohnung stand in Vollbrand, das Feuer hatte auch über den Gang auf die Wohnung gegenüber übergegriffen und durch einen Flammenüberschlag aus dem Fenster auch die Wohnung im dritten Stock erfasst", sagt Stefan Kießkalt, Sprecher der Berufsfeuerwehr.

Ermittler gehen von vorsätzlicher Explosion aus

Eine Anwohnerin sitzt ein paar Häuser weiter an einem Eingang und wartet, bis sie wieder in ihre Wohnung kann. Sie hatte gerade das Haus betreten wollen, als es knallte und die Flammen aus dem Fenster schlugen. Obwohl es brannte, sei sie noch im Treppenhaus nach oben gelaufen und habe "Feuer, Feuer" geschrien. Sie ging sogar noch in ihre Wohnung. "Ich musste ja meinen Kanarienvogel retten", sagt sie. Als die Feuerwehrmänner kurz darauf unter Atemschutz ins Treppenhaus vordrangen, kam ihnen eine verletzte 32-jährige Frau entgegen. Sie wurde sofort in eine Klinik gebracht.

Zwei weitere Mieter konnten über das Treppenhaus nicht fliehen, sie wurden mit der Drehleiter der Feuerwehr gerettet, zwei andere Bewohner bekamen Fluchthauben übergezogen und wurden von Feuerwehrmännern durch das verqualmte Treppenhaus nach unten gebracht. Nach etwa 20 Minuten hatte die Berufsfeuerwehr den Brand unter Kontrolle. Unmittelbar nach den Löscharbeiten begannen die Brandfahnder der Polizei mit ihrer Arbeit, sie untersuchten den Tatort und befragten Zeugen, auch Physiker des Landeskriminalamtes waren vor Ort.

Schon am Mittag waren sich die Ermittler sicher, dass die Gasflasche in der Wohnung im zweiten Stock "vorsätzlich zur Explosion gebracht wurde", wie es die Kriminalpolizei formuliert. Kurz vor der Detonation, so sagen Zeugen, soll Stephan M. die Wohnung schnell verlassen haben. Der 34-Jährige wohnt bereits seit 2004 an der Zillertalstraße, soll aber wenig Kontakt zu seinen Mitbewohnern im Haus gehabt haben.

Zuletzt konnte der Mann, der dem Vernehmen nach als Steuergehilfe gearbeitet hat, offenbar seine Miete nicht mehr bezahlen. Deshalb drohte ihm wohl die Zwangsräumung. Der Eigentümer der Wohnung stand noch fassungslos an der Straße, als das Feuer gelöscht war. Äußern will er sich derzeit nicht.

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