Buchhandel:Ex-Weltbild-Logistik stellt Insolvenzantrag

  • Der einst zu Weltbild gehörende Logistikbereich hat einen Insolvenzantrag in Eigenverantwortung gestellt.
  • Die Unternehmensleitung trifft sich am Dienstag mit dem Betriebsrat, um weitere Schritte zu beraten.
  • Weltbild will angesichts der Turbulenzen bei dem Logistikdienstleister die Lieferfähigkeit sicherstellen.

Von Dieter Sürig

"Nicht wettbewerbsfähig im Markt"

Eineinhalb Jahre nach der Insolvenz des Augsburger Buchhandelsgruppe Weltbild wurde für den ausgelagerten Logistikbereich mit 450 Mitarbeitern ein Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Arnsberg hat die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Sachverwalter ist zunächst der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus.

Die Logistik war im Sommer 2014 von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz an die Also AG verkauft worden, die wie Weltbild ebenfalls zum Droege-Imperium gehört.

Das Unternehmen könne "angesichts seiner Kostenstruktur ohne umfassende Restrukturierung nicht wettbewerbsfähig im Markt agieren", so die Also AG. Nach eigenen Angaben hat die Schweizer Muttergesellschaft Also AG deshalb am Montag entschieden, "die weitere Finanzierung des laufenden Geschäftes einzustellen". Der Augsburger Standort habe im ersten Halbjahr einen Verlust von etwa vier Millionen Euro eingefahren. Um den Betrieb wieder auf Kurs zu bringen, müssten im zweiten Halbjahr rund acht Millionen Euro investiert werden.

Treffen mit dem Betriebsräten

Der Augsburger Also-Chef Reiner Wenz traf sich am Dienstagvormittag mit Vertretern des Betriebsrates, um das weitere Vorgehen auszuloten. Wenz hatte der SZ Mitte Juli gesagt, investieren zu wollen, um neben den schrumpfenden Weltbild-Aufträgen Drittgeschäft hereinzuholen. Voraussetzung sei allerdings, dass vorher 150 Vollzeitstellen gestrichen werden müssen. Wenz hatte dem Betriebsrat eine "Blockadehaltung" vorgeworfen.

Die Belegschaftsvertretung fordert dagegen mehr Drittgeschäft, um die 450 Mitarbeiter, die immer wieder bezahlte Freischichten fahren, wieder auslasten zu können. "Das Unternehmen hat eine Zukunft und kann überleben. Dafür muss es aber saniert werden. Wir müssen jetzt das Ruder herumreißen", sagte Wenz am Dienstag. "Die Gesellschafter haben signalisiert, die Sanierung zu unterstützen, wenn alle Beteiligten bei der Restrukturierung konstruktiv mitwirken", sagte Wenz.

Insolvenz in Eigenverantwortung

Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung hat die bestehende Geschäftsführung die Möglichkeit, das Unternehmen unter Aufsicht selbst zu sanieren. Wenz nutzt dieses Instrument nun wohl, um die Streichung der 150 Stellen schneller umsetzen zu können, ohne auf eine Entscheidung der Einigungsstelle warten zu müssen, die an diesem Freitag zum zweiten Mal tagt. Sie war vom Landesarbeitsgericht eingesetzt worden, um über mögliche Entlassungen bei Weltbild und Also zu befinden, die seit Oktober vergangenen Jahres im Raum stehen. Betroffen ist dabei auch Weltbild Retail, in dem Filialbereich stehen 50 bis 60 Stellen zur Disposition.

Weltbild will Lieferfähigkeit sicherstellen

Der Buchhändler Weltbild, der bei der Auslieferung seiner Waren eng mit Also zusammen arbeitet, betont, "dass diese Insolvenz ausschließlich Also Logistics Services GmbH als Dienstleister von Weltbild betrifft". Man werde sicherstellen, dass die Lieferfähigkeit von Weltbild weiterhin gewährleistet sei. "Alle Kunden, die bestellt haben, bekommen ihre Ware ganz normal. Bereits an Weltbild gelieferte Ware von Verlagen und Lieferanten ist sicher", so Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann. Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten des Buchhändlers würden "ganz normal weiterlaufen".

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