"Mission Impossible"-Regisseur im SZ-Interview:Mann aus dem engsten Zirkel von Tom Cruise

Mission: Impossible - Rogue Nation; Tom Cruise und Christopher McQuarrie

Der Regisseur und sein Star: Christopher McQuarrie (rechts) und Tom Cruise bei der Pressekonferenz zu "Mission: Impossible - Rogue Nation" in Tokio.

(Foto: Getty Images for Paramount Pictu)

Einen Blockbuster mit Tom Cruise drehen - der Traum jedes Regisseurs? Christopher McQuarrie gibt freimütig zu: Bei den Dreharbeiten zu "Mission Impossible: Rogue Nation" hatte er Beklemmungen.

Von Tobias Kniebe

Blockbuster-Regisseur - diesem, seinem neuen Status scheint Christopher McQuarrie noch nicht recht zu trauen. Im Herzen ist der 47-Jährige Autor, der Schreiber von "Die üblichen Verdächtigen" und "Operation Walküre" und damit "der Nerd auf der Party", wie er selbst sagt.

Nerdig wirkt beim Zwischenstopp in London seine schwarze Hornbille, die wuchtige, leicht angegraute Haartolle und eine gewisse Offenheit, was die eigenen Schwächen betrifft. Seit "Operation Walküre" aber gehört er zum engsten Zirkel von Tom Cruise, für den er alle Drehbücher mindestens überarbeitet, der ihn auch zum Regieführen antrieb, bei "Jack Reacher" und jetzt bei "Mission Impossible: Rogue Nation".

Vor sieben Jahren, bei einem Treffen anlässlich des "Operation Walküre"-Stars, hatte McQuarrie schon von seinem speziellen Problem erzählt - wenn er irgendwo auf der Welt eine wahre Geschichte entdeckt, die ihn fasziniert, muss er versuchen, sie erst in ein Drehbuch und dann in einen Film zu verwandeln. So war es auch, als er die Gedenkstätte für Stauffenberg und die Offiziere des Widerstands gegen Hitler in Berlin besuchte. Auch wenn ihm völlig klar war, dass jeder Hollywood-Produzent sagen würde: "Deutsche Offiziere als Protagonisten? Vergiss es."

In einer völlig andere Liga der Macht

Nicht immer geht das so gut aus wie bei "Operation Walküre", wo McQuarrie auf Tom Cruise traf, der selbst die Hauptrolle spielen wollte und das Projekt gegen alle Widerstände durchsetzte. Der Beginn einer Arbeitsbeziehung, von der McQuarrie naturgemäß schwärmt, denn sie hat ihn nun bis auf den Regiestuhl von "Mission Impossible: Rogue Nation" geführt und damit in eine völlig andere Liga der Macht in Hollywood.

Aber: Manche Stories habe er geschrieben, erzählt er im Interview, die ihm das Herz gebrochen haben, weil sie bis heute niemand anfassen wollte. Etwa sein Drama über John Wilkes Booth, den Schauspieler, der Abraham Lincoln erschossen hat - einen der definitiven Buhmänner der amerikanischen Geschichte.

Auch über seine Erfahrungen als Blockbuster-Regisseur für Tom Cruise spricht McQuarrie erstaunlich offen: Der Druck sei teilweise so hoch gewesen, dass er selbst im Rückblick Beklemmungen bekomme. Noch während der Dreharbeiten habe jede Idee für ein Ende gefehlt, wofür er als Hauptautor der Geschichte aber verantwortlich war: "Jeden Tag brachte ich eine Idee zu Tom, aber es war klar: alles schon gesehen, alles schon mal gemacht, alles nicht zwingend. Das ging dann soweit, dass die ganze Produktion gestoppt werden musste, damit ich mal richtig zum Nachdenken komme - ein Albtraum."

Absurder Druck

Sehr plastisch kann McQuarrie auch erzählen, wie diese Art von absurdem Druck in Hollywood zustande kommt - selbst für einen Superstar wie Tom Cruise, der nur noch macht, was er will. "Im Fall von 'Mission Impossible: Rogue Nation' war es zum Beispiel so, dass zwei Dinge am Anfang klar waren: Tom Cruise kann dann und dann drehen, und als Starttermin peilen wir Weihnachten an. Und dann läuft die Maschinerie an, und mittendrin merken wir alle gemeinsam: Weihnachten ist der völlig falsche Termin, das wird ein Sommerfilm. Und dann fehlen uns auf einmal fünf Monate im Zeitplan, und es ist, als ob sich zwei gigantische tektonische Platten aufeinander zu bewegen, und es knirscht und krachte, und wer ist in der Mitte? Tom Cruise, und in diesem Fall auch ich."

Inzwischen läuft "Mission Impossible: Rogue Nation" in vielen Ländern schon ausgesprochen erfolgreich, die Qual hat sich also gelohnt. Aber noch ist McQuarrie nicht ganz sicher, was er mit seinem neuen Status als Erfolgsregisseur alles erreichen kann. Nur eines hat er sich geschworen: "Nichts in der Welt kann mich jetzt daran hindern, meinen Lincoln-Mörder-Film zu machen - außer der Wunsch, es auch bestmöglich hinzukriegen."

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