Kreisligist in Sachsen-Anhalt:Rechts außen

FC Ostelbien Dornburg

Der offenkundig von Rechtsextremen dominierte FC Ostelbien Dornburg alarmiert den Verband.

(Foto: dpa)
  • Der Fußballverband Sachsen-Anhalts will den Kreisligisten FC Ostelbien Dornburg vom Spielbetrieb ausschließen.
  • Der Verein, der aus einer Magdeburger Hooligang-Gruppe hervorging, ist offenkundig von Rechtsextremen dominiert.
  • 56 von 65 Schiedsrichtern wollen Dornburgs Spiele nicht mehr leiten, vier von zehn Gegener nicht mehr antreten.

Von Javier Cáceres und Cornelius Pollmer, Magdeburg

Der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) strebt den Ausschluss eines offenkundig von Rechtsextremisten dominierten Kreisligisten aus dem Spielbetrieb an. Einen entsprechenden Antrag an den Landessportbund bestätigte FSA-Präsident Erwin Bugar am Dienstag in Magdeburg. Der Klub FC Ostelbien Dornburg habe grob gegen die Satzung des Verbandes verstoßen.

Ein Ausschluss aus dem Landessportbund und aus dem Spielbetrieb ist bei der nächster Präsidiumssitzung Ende August möglich. Die neue Saison beginnt jedoch schon am 22. August. Allerdings geht der FSA davon aus, dass Ostelbien Dornburg die Meisterschaftsrunde zu Ende spielen kann, da etwaige Rechtsmittel gegen einen möglichen Ausschluss wohl aufschiebende Wirkung hätten. Laut MDR hat ein Sprecher des Vereins bereits einen Einspruch gegen einen möglichen Ausschluss angekündigt. Der Auftritt des Vereins beim Sozialnetzwerk Facebook war zuletzt nicht mehr aufrufbar.

Der FC Ostelbien ging aus einer Hooligan-Gruppierung hervor

Der FC Ostelbien, der aus der mittlerweile aufgelösten Hooligan-Gruppierung "Blue White Street Elite" des 1. FC Magdeburg hervorging, ist schon länger im Visier des Verbands. Ein Versuch, ihn 2011 gar nicht erst zum Spielbetrieb zuzulassen, wurde von der Justiz kassiert. Nach Darstellung des Verbandes haben sich in den vergangenen Monaten die Vorfälle rund um den FC Ostelbien gehäuft. Unter anderem wurde die Schlüsselfigur des Klubs, Dennis Wesemann, nach einer Schlägerei bei einem Hallenturnier für vier Monate gesperrt.

Wesemann ist beim Verfassungsschutz bekannt und aktenkundig, Status: rechtsextrem, er wird regelmäßig bei Aufmärschen von Neonazis gesehen. Das gilt für 14 weitere Spieler der ersten Männermannschaft. Dornburg ist auch bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord aktenkundig geworden. Bei vier Spielen des Vereins sei es bislang zu polizeilichen Maßnahmen gekommen, sagte ein Sprecher. Die Bilanz dieser Einsätze: vier eingeleitete Strafverfahren - drei wegen Körperverletzung, eines wegen Beleidigung. Dies erklärt auch, warum nach Verbandsangaben nunmehr 56 von 65 Schiedsrichtern erklärt haben, keine Spiele des FC Ostelbien mehr leiten zu wollen. Vier von zehn Mannschaften der betroffenen Kreisligastaffel haben ebenfalls angekündigt, Spiele gegen den FC Ostelbien zu boykottieren.

Keine Probleme? Für ein Kamerateam des MDR galt das nicht

Wesemann selbst genießt in seiner Heimat offenkundig Ansehen und Einfluss. Im Mai 2014 holte er bei den Kommunalwahlen in der Gemeinde Stresow 30 Prozent - trotz Dutzender Ermittlungsverfahren, die allerdings, wie er gegenüber Medien betont hat, nie zu Verurteilungen führten. In einem MDR-Beitrag war zu sehen, wie er in Stresow einen von ihm gesponsorten Spielplatz für Kinder einweihte. Der Beitrag sorgte regional für Empörung: unter anderem, weil Bürgermeister Norbert Müller beteuerte, es gebe "keine" Probleme mit Wesemann.

Das galt allerdings nicht für das Kamerateam des MDR: Es wurde angegriffen, Wesemanns Freundin forderte es auf, den Ort zu verlassen. Diese Aufforderung sei mit einer anwesenden Polizeistreife abgesprochen gewesen. Dieser Darstellung widersprach die zuständige Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord. Demnach seien die Polizeibeamten "keinen Anweisungen von Dennis Wesemann und/oder dem Ortsbürgermeister gefolgt". Dem Kamerateam sei lediglich mitgeteilt worden, "dass es selbst entscheiden muss, ob trotz der fehlenden Akzeptanz bei den Anwesenden ein weiterer Aufenthalt in Stresow gewollt und sinnvoll sei". Dieser Hinweis sei aber "keine Aufforderung an das Team" gewesen, Stresow zu verlassen.

Der Fußballverband Sachsen-Anhalt geht davon aus, dass ein Ausschluss des FC Ostelbien einen Präzedenzfall schaffen würde. Verbandsgeschäftsführer Christian Reinhardt verwies auf den Fall des Kreisligisten BV Altenessen II. Nahezu alle anderen Vereine der Staffel hatten sich nach gewalttätigen Vorfällen geweigert, gegen die Mannschaft anzutreten. Altenessen wurde daraufhin Meister - und stieg auf. Der Verein erklärt, die konfliktträchtigsten Mitglieder mittlerweile ausgeschlossen zu haben.

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