Prüfung der Stiftung Warentest:Die Tricks der Banken beim Dispozins

Der Himmel über Hessen

Die Skyline der Banken-Stadt Frankfurt am Main.

(Foto: dpa)
  • Wer das Girokonto überzieht, muss je nach Bank und Kontokonditionen extrem hohe Dispozinsen zahlen.
  • Die Stiftung Warentest hat mehr als 1000 Institute geprüft. Ihr Fazit: Es gibt wenige positive Beispiele - etwa die Deutsche Skatbank.
  • Gerade Banken, die schlechte Konditionen bieten, wollen den Zinssatz nicht nennen und geben auch per E-Mail keine Auskunft.

Von Harald Freiberger

Banken können sich bei der Europäischen Zentralbank derzeit für fast null Prozent Geld leihen - doch von ihren Kunden verlangen sie immer noch Dispozinsen von zehn Prozent und mehr. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergab, dass der Durchschnittszins von 1472 befragten Instituten derzeit bei 10,25 Prozent liegt. Das sind zwar 0,4 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr, nach Ansicht der Verbraucherschützer aber immer noch deutlich zu viel. "Zu viele Banken nutzen den Dispozins, um ihre Kunden zu schröpfen", sagte Stiftung-Warentest-Chef Hubertus Primus. Ein fairer Zins müsste deutlich unter zehn Prozent liegen.

Elf Institute berechnen ihren Kunden sogar einen Zins von mehr als 13 Prozent, wenn sie mit dem Girokonto ins Minus rutschen. Der Disporahmen liegt in der Regel bei zwei bis drei Netto-Monatseinkommen. Die teuersten Banken sind durchgehend Genossenschaftsbanken. Spitzenreiter ist die Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut, die von Kunden bis zu 16 Prozent Zinsen verlangt, abhängig von deren Bonität.

Banken, die noch nicht mal auf E-Mails reagieren

Es gibt aber auch positive Beispiele. Den günstigsten Dispokredit bietet Deutsche Skatbank, eine Direktbank, mit 4,49 Prozent. Bei den großen deutschen Geldhäusern Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank und Targobank liegt der Zinssatz zwischen 7,79 und 12,75 Prozent, wobei jedes Institut nach Kontomodellen differenziert. Positiv vermerken die Warentester, dass fast jede zweite Bank ihre Überziehungszinsen inzwischen auf das Niveau der Dispozinsen gesenkt hat. Das heißt aber auch: Bei der Hälfte der Banken ist der Überziehungszins immer noch einige Prozentpunkte höher als der Dispo. Diese werden fällig, wenn der Kunde den Disporahmen überzieht.

Die Stiftung Warentest bemängelt zudem mangelnde Transparenz der Banken. Nur ein Drittel der befragten Institute teilte den Verbraucherschützern den Zinssatz auf Anfrage per E-Mail mit. Bei einem Drittel mussten die Tester im Internet nachforschen, bei einem weiteren Drittel sogar persönlich bei der Bank vorbeischauen. Vor allem Banken mit schlechten Konditionen wollten ihren Zinssatz nicht nennen.

Ein Gesetz soll Transparenz bringen

Zehn der elf Institute, die "einen unverschämt hohen Dispozins von 13 Prozent und mehr kassieren", hätten auf die E-Mail nicht reagiert. Die Warentester kritisieren auch, dass eine Reihe von Instituten unklare Angaben machen, etwa wenn sie von einem "Referenzinssatz plus 11 Prozent" sprechen, oder Zinsen, die "abhängig von der Bonität" sind, ohne dass der Kunde wisse, wie die Bank seine Bonität einschätzt.

Die Bundesregierung will die Institute künftig zu mehr Transparenz verpflichten. Im Juli wurde ein Gesetz verabschiedet, dass Banken ab März 2016 ihre Dispozinsen im Internet veröffentlichen müssen. Verbraucherschützer hatten zudem gefordert, den Dispozins zu deckeln, zum Beispiel auf den Leitzins plus sieben Prozent. Damit konnten sie sich aber nicht durchsetzen: Im Gesetz steht nichts von einem Limit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: