Vogelpark Olching:Wahrheiten und Widersprüche

Vogelpark Olching: Der Vogelpark Olching muss weiter um seine Reputation kämpfen.

Der Vogelpark Olching muss weiter um seine Reputation kämpfen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die jüngsten Äußerungen von Landratsstellvertreterin Martina Drechsler kann Dieter Ernst nicht nachvollziehen. Der Vereinsvorsitzende wirft der CSU-Politikerin vor, die Stadträte belogen zu haben

Von Erich C. Setzwein, Olching

In einem einzigen Punkt stimmt der Olchinger Vogelpark-Vorsitzende Dieter Ernst dem Landratsamt Fürstenfeldbruck zu: die Kritik an Vogelpark-Mitglied Sascha Kuchenbaur. Dem jungen Falkner waren vier Greifvögel von Amts wegen weggenommen worden, weil er deren Herkunft nicht zweifelsfrei nachweisen konnte. Ansonsten aber bezeichnet Ernst, bis zu seiner Pensionierung Jurist im Staatsdienst, die Äußerungen von Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) bei der Sitzung des Ferienausschusses als Unwahrheiten und sagt: "Sie hat die Kollegen vom Stadtrat angelogen."

Der Schriftverkehr, den der Vorsitzende des Vogelliebhabervereins Olching mittlerweile mit dem Landratsamt geführt hat, lässt den Aktendeckel immer dicker werden. Gegenseitige Schreiben, Stellungnahmen, Bescheide, Urteile, E-Mail-Ausdrucke und Gesprächsnotizen hat Ernst zusammengeheftet, und er verweist stets auf das passende Blatt zu jedem Vorwurf der Kreisbehörde. Und gegen die Äußerungen Drechslers hat er einiges vorzulegen.

Die großen Streitpunkte zwischen dem Vogelpark und dem Landratsamt zu erklären, dafür war Martina Drechsler in der Sitzung des Olchinger Ferienausschusses angetreten. Die Stellvertreterin von Landrat Thomas Karmasin (CSU) hatte sich auf einen Dringlichkeitsantrag von FW-Stadträtin Ruth Busl vorbereitet und berichtete ihren Stadtratskollegen unter anderem davon, dass es schon sehr viele runde Tische zwischen dem Vogelpark und dem Landratsamt gegeben habe. Gespräche an runden Tischen schweben auch Busl vor, vor allem unter Vermittlung der Stadt, damit das touristische Wahrzeichen von Olching, nicht weiter beschädigt wird. Auch Ernst ist an gedeihlichen Gesprächen mit der Kreisbehörde interessiert, wie er sagt, aber: "Runde Tische, und vor allem welche mit dem Landrat, hat es nie gegeben." Ernst will seine Behauptung, dass der Landrat sich weigere, mit ihm zu reden, mit einem Schreiben Karmasins vom 19. Dezember vergangenen Jahres belegen. Statt dessen hagele es Bescheide: "Ich habe schon gar keine Lust mehr, morgens zum Postkasten zu gehen", sagt Ernst.

Auch die Behauptung Drechslers, der Vogelpark halte sich nicht an Vereinbarungen, regt Dieter Ernst auf. "Das ist reine Politik, reine Politikmache", schimpft er. Drechsler müsse von der Selbstverpflichtung vom Januar dieses Jahres wissen. Darin sei geregelt, dass der Verein Tiere vor der Aufnahme im Vogelpark melden werde. Dies liege dem Landratsamt vor und hätte Drechsler in Erfahrung bringen können, ebenso wie die für Ernst bereits längst erfüllte Auflage, eine Abdeckung über die Entenfütterung zu bauen. Diese diene dem Schutz vor Geflügelpest. An Lächerlichkeit nicht zu überbieten seien allerdings die weiteren Auflagen vom Mai dieses Jahres dazu, die das Veterinäramt gemacht habe, nämlich täglich sechs Stunden lang eine Wache am Entengehege abzustellen, um den Einflug von Wildvögeln zu verhindern und darauf aufzupassen, dass die Enten kein Oberflächenwasser, also aus der Amper, zu sich nehmen.

Von völliger Unkenntnis zeuge im Übrigen Drechsler Äußerung, das Landratsamt werde die Zucht von Greifvögeln im Vogelpark nicht zulassen. Dazu zitiert Ernst aus dem Duldungsvertrag für die Greifvogelanlage vom 14. September vorigen Jahres. Es ist eine widerrufliche Duldung und keine Baugenehmigung, weil der gesamte Vogelpark im Außenbereich liegt und in seiner Gesamtheit nur geduldet ist. In diesem Vertrag sind dem Verein "Haltung, Zucht, Rehabilitation und Auswilderung" von Greifvögel ausdrücklich erlaubt. Zugelassen sind vier Greifvogelarten, nämlich je ein Paar Weißkopfseeadler - das US-amerikanische Wappentier, Steinadler, Riesenseeadler sowie Gelbkopfgeier.

Die Geier leben bereits seit geraumer Zeit in Olching, die drei Paar der neuen Vögel befinden sich laut Ernst noch bei einem Falkner in Mindelheim und seien auf dem Weg in den Vogelpark. Dieter Ernst ist sich sicher, dass Falklandkarakaras oder Singhabichte, wegen derer es so viele juristische und politische Auseinandersetzungen und ein entsprechend großes publizistisches Interesse gibt, dort auf keinen Fall heimisch werden.

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