Ukraine:Gläubiger erlassen Kiew 20 Prozent der Schulden

  • Die von der Staatspleite bedrohte Ukraine hat einen Schuldenschnitt von 20 Prozent bei einer westlichen Gläubigergruppe erreicht.
  • Die Restschuld von etwa 13,5 Milliarden Euro soll über vier Jahre mit einem erhöhten Zinssatz getilgt werden.
  • Die Kriegsparteien im Osten des Landes einigen sich auf eine Feuerpause.

Kiew vereinbart teilweisen Schuldenerlass

Die Ukraine hat mit ihren internationalen Anleihegläubigern ein Abkommen zur Stützung ihrer Staatsfinanzen erreicht. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk teilte mit, die ukrainische Staatsverschuldung von umgerechnet etwa 16,6 Milliarden Euro werde um 20 Prozent gekürzt. Kiew hatte einen Schuldenschnitt von 40 Prozent angestrebt.

Die Restschuld von etwa 13,5 Milliarden Euro soll über vier Jahre getilgt werden. Das Abkommen sieht einen erhöhten Zinssatz von 7,75 Prozent statt zuvor 7,2 Prozent vor.

Die Vereinbarung soll das europäische Land vor einem Zahlungsausfall bewahren. In einer vom ukrainischen Finanzministerium veröffentlichten Erklärung heißt es, das Abkommen verlängere die Zahlungsfrist für die Staatsanleihen um vier Jahre bis 2027. Fünf Monate lang hatte die Ukraine mit ihren westlichen Gläubigern verhandelt.

Die Ukraine hofft nun, ähnliche Konditionen für einen russischen Kredit über drei Milliarden Dollar zu erhalten, der am 20. Dezember fällig wird. Mit den jetzt ausgehandelten Konditionen müsse sich auch Russland abfinden, verlangte Jazenjuk. "Russland wird keine besseren Bedingungen als die restlichen Kreditgeber erhalten", betonte er. Der vom Feind erhoffte Staatsbankrott werde nicht eintreten.

Einigung auf Feuerpause

In einem Telefonat am Donnerstagmorgen sprachen derweil US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Lage im Osten der Ukraine. Obama habe die Fortschritte der Ukraine bei der Umsetzung ihrer Verpflichtungen gemäß eines Friedensplans hervorgehoben und bekräftigt, dass auch Moskau dies tun müsse, hieß es.

Zuvor war bekannt geworden, dass sich das ukrainische Militär und die Separatisten auf eine Feuerpause zum Beginn des neuen Schuljahres am 1. September geeinigt hätten. Dies sagte der Vertreter der OSZE in der Ukraine-Kontaktgruppe, Martin Sajdik, nach einem Treffen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk.

Seit vergangenem Jahr sind bereits zwei Waffenruhen ausgerufen, aber wiederholt gebrochen worden. Insgesamt sind bei dem Konflikt bisher 6400 Menschen ums Leben gekommen. Die Kontaktgruppe versucht, ein Ende der Kämpfe zu erreichen. Ihr gehört neben der OSZE und der Ukraine auch Russland an. Vertreter der Rebellen nehmen ebenfalls an den Gesprächen teil.

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