Bundesvision Song Contest 2015:Tausendsassa auf Abschiedstournee

Bundesvision Song Contest 2015

Moderierte wohl zum letzten Mal den Bundesvision Song Contest: Stefan Raab

(Foto: Getty Images)

Mit dem "Bundesvision Song Contest" läutet Stefan Raab seinen TV-Abschied ein. Die eigentlichen Stars des Abends sind er selbst - und ein politisches Statement.

Von Carolin Gasteiger

Was hätte er groß sagen sollen? Vielleicht sich bei sich selbst bedanken für den genialen Einfall, den Bundesvision Song Contest einzuführen? Oder sich bei Pro Sieben bedanken für die Narrenfreiheit, die ihm "sein" Sender über all die Jahre gewährte? Nein, Eigenlob ist nicht Stefan Raabs Sache. Er ist Profi - und lässt Sieger Mark Forster seinen Augenblick des Triumphs im Konfettiregen. "Tschüss, machen Sie's gut." Mehr sagte Raab nicht.

Am Samstagabend moderierte er zum wohl letzten Mal den Bundesvision Song Contest. Vor zehn Jahren hatte er die Show als Gegenveranstaltung zum Eurovision Song Contest auf die Beine gestellt. Nun markiert die Jubiläumsausgabe gleichzeitig der Anfang vom Ende. Raab will sich zum Jahresende vom Bildschirm verabschieden und wird nun peu à peu seine letzte Shows moderieren. TV Total, die Stock Car Challenge, das Turmspring-Event. Eben all das, was das Raab-Sendungs-Imperium auf ProSieben ausmacht. Inklusive des Bundesvision Song Contests.

Namhaftes Lineup

Selten dürfte in der Geschichte der Sendung ein Lineup so namhaft gewesen sein. Yvonne Catterfeld, die Donots, Jeannette Biedermann (wo auch immer sie herausgekramt wurde). Aber auch Klaas Heufer-Umlauf mit seiner Band Gloria und Jan Josef Liefers, der mit "Radio Doria" eine hübsche Abwechslung zum kirren Tatort-Pathologen gab. Waren sie alle nur da, um Stefan Raab gebührend zu verabschieden?

Nein. Denn der Meister feiert anders. Raab nutzte mit den vorher aufgezeichneten Jamsessions die Gelegenheit, sein musikalisches Können zu zeigen. Mit jeder Band wagte er eine andere Richtung, sein Repertoire ist riesig - von einer Jazzversion des Beastie-Boys-Klassikers "Fight for your right" bis hin zur fast perfekten Udo-Lindenberg-Imitation. Bei Schlag den Raab würde man sagen - Raab ist sich für nichts zu schade. Hier muss man sagen: Raab kann nicht nur "aus Quatsch Gold machen", sondern ist auch musikalisch ein Tausendsassa.

Er wolle sich künftig mehr der Musik widmen, hieß es über den 48-Jährigen. Wer weiß - sollte der Bundesvision Song Contest fortgeführt werden, tritt vielleicht bald Raab selbst an.

Raab hinterlässt große Lücke

Einmal mehr wird klar, welchen Verlust Raabs Weggang für ProSieben bedeutet. Denn auch die auftretenden Künstler sind bis auf wenige Ausnahmen ziemlich gut. Und gerade die Unbekannteren durch so ein Format zu pushen, hatte sich Raab von jeher zum Ziel gesetzt. Nun spielte er also ein letztes Mal den Tambourmajor. ProSieben dürfte es schwer fallen, die Lücke im Programm mit einem adäquaten Ersatz zu füllen.

Aber so ganz gehörte der Abend Stefan Raab nicht. Einige der Künstler ergriffen die Gelegenheit, um eine politische Botschaft loszuwerden. Ferris Mc trat mit dem von Deichkind propagierten "Refugees welcome"-Pullover auf die Bühne, Vorjahressieger Revolverheld rissen sich an einer Stelle während ihres Auftritts die Hemden zugunsten von T-Shirts mit demselben Slogan vom Leib. Und Donots-Frontmann Ingo Knollmann schimpfte von der Bühne herunter gegen "rechtsradikale Wixer" und rief das Publikum in Bremen auf: "Seid laut gegen diese Leute!"

Also galt der Abend nicht nur Stefan Raab und dem Pfälzer Mark Forster, der mit seiner Ballade "Bauch und Kopf" alle übrigen Kandidaten weit hinter sich ließ. Sondern auch der politischen Botschaft gegen Fremdenhass. Da kann man es Raab nachsehen, dass auch die zehnte Ausgabe des Bundesvision Song Contests dank großzügig verteilter Werbepausen locker-flockige vier Stunden dauerte. Aber zum Abschied sei es ihm gegönnt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: