Syrien:IS-Terroristen sprengen Baaltempel in Palmyra

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  • Die IS-Terrormiliz hat wohl eine weitere Tempelanlage in der syrischen Ruinenstadt Palmyra zerstört.
  • Der 2000 Jahre alte Baaltempel soll bei einer Sprengung schwer beschädigt worden sein, berichten Aktivisten und Bewohner. Andere Quellen sprechen von einem geringeren Schaden.
  • Erst vor wenigen Tagen hatte der IS mit der mutmaßlichen Sprengung des Baalschamin-Tempels weltweit für Empörung gesorgt.

IS-Terroristen sprengen Baaltempel

Die Terrormiliz Islamischer Staat setzt die Zerstörung von Kulturgütern in der syrischen Ruinenstadt Palmyra fort. Am Sonntag hätten deren Gefolgsleute den Baaltempel bei einer Sprengung schwer beschädigt, meldeten Aktivisten. Andere Quellen sprechen inzwischen davon, dass die "Struktur des Tempels" die Explosion überstanden hat. Die 2000 Jahre alte Anlage gilt als eine der bedeutendsten Stätten der Antike.

Erst vor wenigen Tagen hatte der IS mit Bildern von der mutmaßlichen Sprengung des ebenfalls jahrtausendealten Baalschamin-Tempels weltweit für Empörung gesorgt, die Unesco bezeichnete den Vandalismus als ein Kriegsverbrechen. Auch im benachbarten Irak hat die Extremistengruppe bedeutende Kulturgüter dem Erdboden gleichgemacht. Gefolgsleute der Dschihadisten sehen in den antiken Relikten Symbole, die Götzendienst und Abfall vom Glauben begünstigten.

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"Da ist totale Zerstörung", sagt ein Bewohner Palmyras

Ein Bewohner Palmyras berichtete von einer gewaltigen Explosion, die IS-Extremisten gegen 13.45 Uhr ausgelöst hätten. "Da ist totale Zerstörung", sagte er über den Schauplatz der Detonation. "Es war eine Explosion, die Taube hören würden." Ziegel und Säulen lägen am Boden. Nur die Außenwand des Tempels stehe noch, fügte er hinzu. Auch die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich in Syrien auf ein Aktivistennetzwerk stützt, meldete die Zerstörung des Baaltempels. Details nannte die Gruppe nicht.

Der Tempel wurde zu Ehren der Gottheit Baal im Jahr 32 nach Christus eingeweiht und war gut erhalten. Die Stätte stand in der Nähe der berühmten Großen Kolonnade von Palmyra, die unter Syrern als "Braut der Wüste" bekannt ist.

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Palmyra ist eine der spektakulärsten historischen Stätten im Nahen Osten und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Ruinenstadt befindet sich direkt neben der gleichnamigen modernen Stadt im geografischen Zentrum Syriens. Der IS eroberte Palmyra im Mai. Anfang August hatte die Extremistengruppe den 81-jährigen Archäologen Chaled al-Asaad getötet, der sein Leben der Erforschung von Palmyra gewidmet hatte.

© Süddeutsche.de/AP/fued/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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