Waldtrudering:Bedeutsames Zeugnis

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Einflüsse des Bauhauses: die ehemalige Waldschule in Waldtrudering. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Landesamt für Denkmalpflege hat beschlossen, die Ende der Zwanzigerjahre in Waldtrudering erbaute Waldschule unter Schutz zu stellen. Geplant wurde das Gebäude von dem Architekten Max R. Berthold

Von Renate Winkler-Schlang, Waldtrudering

Der Architekt M. R. Berthold hat sich selbstbewusst über der Haustür verewigt. Und wie sich nun zeigt, hatte der Planer der damaligen Waldschule in Trudering damit ein gutes Gespür: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat beschlossen, das 1929/30 erbaute Haus unter Schutz zu stellen.

Die Waldschule wurde innerhalb eines Waldgebietes und in einem großen Garten gebaut, zur Bauzeit gab es dort einen Spielplatz und einen Schülergarten. Das zweigeschossige Gebäude hat einen Sockel aus Stampfbeton, die Fassade ist quer mit einer Bänderung gegliedert, über einem breiten Traufüberstand setzt ein sehr flaches Walmdach an. Die Waldschule hatte nur drei Lehrsäle und diente als Volksschule, bis sie zu klein und 1937/38 durch die Ostmark-Schule, die heutige Turnerschule, ersetzt wurde.

Laut Denkmalamt weist das Schulhaus eine bemerkenswerte Ausstattung auf. So haben etwa die breiten Fenster Kippflügel, um für ausreichende Belüftung zu sorgen, Türen und Fenster haben großteils noch die Griffe und Scharniere aus der Bauzeit. Auch die Treppe ist erhalten. Verschwunden sind hingegen die praktischen Stahlrohr-Bänke, die zur Reinigung des Bodens zur Seite gekippt werden konnten, die Bilderleisten, die damals moderne Projektionsleinwand für Lichtbild- und Filmvorführungen, die Radio- und Lautsprecheranlage und das Brausebad im Kellergeschoss. An der Architektur jedoch wurden keine großen Veränderungen vorgenommen; so wurde lediglich die frühere Hausmeisterwohnung zu einem Kindergartenraum, das Dach wurde neu gedeckt, es mussten ein Notausgang, eine Feuertreppe und ein Aufzug nachgerüstet werden.

Die Waldschule hat geschichtliche Bedeutung. Der Bezug zur Natur etwa war ein wichtiges Anliegen der damaligen Reformpädagogik, oft wurde draußen unterrichtet. Gemeinsam mit der ebenfalls in die Denkmalliste eingetragenen Turnerschule ist das Haus ein bedeutsames Zeugnis für die Ortshistorie. Die Ex-Schule ist auch künstlerisch interessant als Beispiel für die qualitätsvolle Architektur dieser Zeit. Einzelne Elemente lassen die Einflüsse des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit erkennen. Das Landesdenkmalamt ist geradezu begeistert: "Die Waldschule ist ein seltenes Beispiel für den modernen Schulhausbau der Zwanzigerjahre in Bayern. Gerade angesichts der Tatsache, dass Schularchitektur in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts häufig dem sogenannten Heimatstil verhaftet blieb, ist dieser Modernitätsanspruch besonders hervorzuheben." Die nur wenige Jahre später gebaute Turnerschule hingegen weise diesen bewusst konservativen Heimatstil des Nationalsozialismus auf.

Von dem Architekten Max R. Berthold stammen in Trudering noch weitere Gebäude: das Geschäftshaus der Großeltern des ehemaligen Stadtrates Georg Kronawitter an der Wasserburger Landstraße und auch das sogenannte Grötschhaus an der Tangastraße/Birkhahnweg.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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