Kurzkritik:Bonbonbunt

"Catch Me If You Can" als Musical im Deutschen Theater

Von Astrid Benölken

Der Anfang ist das Ende. Hochstapler Frank Abagnale wird vom FBI gefasst, das steht im Deutschen Theater schon nach wenigen Minuten fest. Doch der Weg zur Verhaftung des gewieften Betrügers ist derart faszinierend, dass damit noch lange nicht die Pointe genommen ist für ein knapp dreistündiges, kurzweiliges Gastspiel der Dresdener Staatsoperette. Binnen kurzer Zeit entspinnt sich eine Gaunerkomödie, die zuletzt 2002 als Film mit Leonardo DiCaprio als Hochstapler viel Aufmerksamkeit bekam.

In der Musicaladaption nun spielt Jannik Harneit DiCaprios Rolle deutlich naiver. Er stolpert regelrecht von Scheckbetrug zu Scheckbetrug, ein Versprecher und schon ist er Arzt, die Lügen lassen sich kaum noch aufhalten. Irgendwann wird es selbst für ihn zu viel, jeden weiteren Ausrutscher kommentiert Harneit fortan mit überzeichneter Mimik, das Publikum lacht. Während Harneits Interpretation noch plausibel wirkt, kommt Franks Konterpart, der leitende FBI-Kommissar Carl Hanratty (Nikolas Gerdell), derart dümmlich daher, dass er seiner intellektuell angelegten Rolle schlicht nicht gerecht wird.

Übersetzer Werner Sobotka erlebte bei seiner Arbeit zwar nicht unbedingt Sternstunden der Dichtkunst ("Seid ihr doch baff ja/ dann fragt doch die Mafia"), aber die swingende Musik trägt gut, ebenso die klaren Stimmen der Darsteller. Vor angenehm schlichter Kulisse und intelligent gesetzten Lichtelementen gibt es einige Tanzeinlagen à la Fernsehballett, durchaus ansehnlich, dazu viel Bein und dieses entzückende Dauerlächeln. Fast meint man so etwas wie Ironie auszumachen, als der Uniformmarathon zum Schlusssprint ansetzt und sich die Damen im Karnevalskostüm Marke Sexy-Krankenschwester bei immer kürzer werdendem Rock laszive rekeln, schiebt den Gedanken angesichts der seichten Leichtfüßigkeit aber schnell wieder beiseite. Hormongeschwängerte Kost in Bonbonfarben, nicht besonders charaktertief, aber unterhaltsam.

Catch Me If You Can - The Musical, noch bis So., 13. Sep.; Deutsches Theater, Schwanthalerstraße 13

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