Katholische Kirche:Langsam geht's voran

Der Papst müht sich, die Ehe-Annullierung zu erleichtern.

Von Matthias Drobinski

Papst Franziskus erleichtert das Verfahren, mit dem die katholische Kirche eine Ehe für ungültig erklärt. Das ist gut: Es hilft jenen Kirchenangestellten, die wieder heiraten wollen, ohne Nachteile im Beruf befürchten zu müssen. Und es hilft vor allem Katholiken, die daran glauben, dass das Ehesakrament den Segen Gottes in ihre Bindung bringt - auch im zweiten Versuch. Nur: Eine Revolution bedeuten die Veränderungen nicht. Sie lösen auch nicht das Problem dieser Kirche mit dem Thema Scheidung.

Denn nach wie vor müssen die einstigen Partner glaubhaft machen, dass ihre Ehe aus Sicht des Kirchenrechts nie bestanden hat. Sie müssen nach Formfehlern bei der Trauung suchen. Sie müssen Zeugen beibringen, die erklären, dass der Mann oder die Frau schon vor der Hochzeit gesagt haben, wenig von Treue oder Kindern zu halten, egal ob's stimmt. Sie müssen Reifedefizite konstruieren, wo die Wahrheit meist einfach ist: Man hat es nach bestem Wissen und Gewissen versucht, doch es hat nicht geklappt, weil man sich auseinandergelebt, im anderen oder auch in sich selbst getäuscht hat.

Auf diese Wirklichkeit muss die katholische Kirche Antworten suchen. Das heißt nicht, Trennungen zu verharmlosen; sie bringen immer auch Verletzungen und Schuld mit sich. Es heißt aber, den Menschen zu sehen, ihm zuzuhören. Und nicht zu verkünden: Macht euer Leben gefälligst kirchenrechtskonform.

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