Messen sind im Grunde eine riesige Strapaze. Als Aussteller steht man sich den ganzen Tag die Beine in den Bauch, als Besucher ist man endlose Kilometer unterwegs, die Luft ist meist schlecht, die Verpflegung mäßig, der Messeplan unübersichtlich. Wahrscheinlich ist als Ausgleich für diese ganzen Zumutungen die Messehostess erfunden worden, die im Idealfall nicht nur ein attraktiver Blickfang sein sollte. Auf Automessen hat man es lange Zeit für eine gute Idee gehalten, junge, hübsche Frauen als leichtbekleidete Pin-up-Girls neben die Autos zu drapieren, wo sie dann mit einem eingefrorenem Dauerlächeln stehen mussten.
Diese machohafte Attitüde sparen sich gottlob immer mehr Hersteller; auf der aktuellen IAA in Frankfurt ist sie nur noch vereinzelt zu beobachten. Etwa, wenn sich am Škoda-Stand zwei Grazien ganz in Weiß zusammen mit einem Škoda Superb, natürlich ebenfalls weiß, auf einer Drehscheibe drehen. Die eine muss dabei beständig an sich herumzupfen, damit die selbsttragende Konstruktion ihres Kleides nicht zu weit nach unten rutscht. Aber das sind wie gesagt die Ausnahmen in einem Heer von Messehostessen, die von den Herstellern mit einer Einheitskleidung ausstaffiert werden, damit man sie auch erkennt.
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Der Chic des ehemaligen Ostblocks
Bei den Premiumherstellern dominiert dezenter Businesslook, da kann man nicht viel falsch machen. Aber nicht überall ist man gegen modische Missgriffe gefeit. Die ganz in Weiß gekleideten Damen bei Fiat könnten auch als Krankenpflegerinnen durchgehen, und die Dienstkleidung bei VW strahlt den Chic des ehemaligen Ostblocks aus.
In den Gesichtern der meisten Damen, die lächelnd neben den Autos stehen, ist zu lesen, dass Autos vermutlich nicht ihre größte Leidenschaft sind. Was der Hilfe, die sie jedem Besucher anbieten, der sich dem Wagen nähert, enge Grenzen setzt. So wie am Peugeot-Stand, wo eine junge Frau, die wir Marie nennen wollen, um ihre keine Probleme zu bereiten, den neuen 308 GTI erklären will. Marie ist sowohl äußerst enthusiastisch als auch äußerst unbedarft, was eine anstrengende Mischung ist. Sie lobt den Wagen auftragsgemäß überschwänglich und hebt hervor, im Preis seien einige Dinge enthalten, die der Konkurrent Golf GTI nicht habe. Die Frage, welche denn, kann Marie dann aber nicht beantworten. "Ich bin erst heute morgen geschult worden", sagt sie.