John German:Der Mann, der VW in die Krise stürzte

John German: "Wir haben wirklich gedacht, die Autos seien sauber": Der US-Amerikaner John German

"Wir haben wirklich gedacht, die Autos seien sauber": Der US-Amerikaner John German

(Foto: oh)

"Es war schockierend": Der US-Beamte John German entdeckte den Abgas-Schwindel bei Volkswagen-Autos - und fiel selbst aus allen Wolken.

Porträt von Claus Hulverscheidt, New York

Wie ein übereifriger Öko-Freak und Autohasser sieht John German beim besten Willen nicht aus - und beides ist der Mann, der den VW-Konzern in die vielleicht tiefste Krise der jüngeren Firmengeschichte gestürzt hat, wohl auch nicht. Ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Abgastechnik und des Emissionsschutzes aber ist der Herr mit dem leicht gewellten grauen Haar und der randlosen Brille allemal - und genau das ist es, was die Sache für Volkswagen so gefährlich macht: German gilt als einer, der keinen Unsinn redet, auch im US-Kongress hat er schon als Sachverständiger Rede und Antwort gestanden.

Dass er nun im Mittelpunkt einer vielleicht weltweiten Affäre stehen würde, hatte der Landeschef des auch in den USA nur Fachleuten bekannten Internationalen Rats für ein sauberes Verkehrswesen (ICCT) nicht geahnt. Im Gegenteil: Er wollte VW nach eigenem Bekunden gar nichts Böses. Nachdem sein Kollege Peter Mock berichtet hatte, dass Dieselfahrzeuge von VW und BMW in Europa im täglichen Verkehr viel mehr Schadstoffe ausstoßen als im Labor, gab German in den USA die gleichen Tests in Auftrag - in der sicheren Annahme, dass die für den US-Markt gebauten Modelle die Prüfung bestehen würden. Schließlich gehen die US-Behörden sehr viel schärfer gegen Verstöße vor als die Aufseher der EU. "Wir haben wirklich gedacht, die Autos seien sauber", sagte German der Agentur Bloomberg. Er und Mock hätten den Europäern zeigen wollen, dass der Bau abgasarmer Diesel möglich sei.

Als German das Testresultat erhielt, fiel er aus allen Wolken: Der BMW X5 hatte bestanden - der VW Jetta aber hatte auf der 2000 Kilometer langen Fahrt von San Diego nach Seattle zwischen 15- und 35-mal so viel Stickoxide in die Luft geblasen wie in den USA erlaubt. Der Passat überschritt die Grenzwerte um das Fünf- bis 20- Fache. "Es war schockierend", sagte der gelernte Physiker, der sich bei Chrysler und Honda insgesamt 19 Jahre lang mit der Suche nach effizienten und zugleich umweltfreundlichen Antrieben beschäftigt hat.

Als Wanderer zwischen den Welten, wie man sie in den USA viel öfter trifft als in Europa, war German zwischenzeitlich auch 13 Jahre für das US-Umweltamt Epa. tätig - jene Behörde, die den VW-Konzern jetzt am Haken hat. Noch ist unklar, welche politische Dimension der Skandal annehmen wird. Gut möglich aber, dass John German schon bald wieder im Kapitol erscheinen wird.

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