Digitalisierung der Berufswelt:Kollege Roboter macht Arbeit

CeBIT 2014
(Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Durch die digitale Revolution werden bis zum Jahr 2025 in der Industrie etwa 350 000 neue Jobs entstehen, hat die Unternehmensberatung Boston Consulting (BCG) ermittelt.
  • Wer hingegen derzeit einfache und sich wiederholende Routinetätigkeiten verrichtet, hat nach der Untersuchung schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt der digitalisierten Welt.

Von Guido Bohsem, Berlin

Auf den ersten Blick hat diese Studie etwas sehr beruhigendes. Durch die digitale Revolution werden bis zum Jahr 2025 in der Industrie etwa 350 000 neue Jobs entstehen. Für die Untersuchung hat die Unternehmensberatung Boston Consulting (BCG) etwa 40 verschiedene Berufe in 23 Industrien in Deutschland untersucht. Dort sind etwa sieben Millionen Menschen beschäftigt.

Das Plus bei diesen Jobs würde demnach bei fünf Prozent liegen. Die Experten sind bei ihren Berechnungen zum einen davon ausgegangen, dass die Vernetzung von Maschinen, der Einsatz von intelligenten Robotern und digital gesteuerte Produktionsabläufe für einen zusätzlichen Wachstumsbeitrag von einem Prozent sorgen wird. Zum anderen erwarten sie, dass die Industrie den technologischen Fortschritt in einem mittleren Tempo umsetzen wird.

Doch spiegelt der Anstieg der Beschäftigten nur die Summe der Entwicklung wieder. Die Forscher kommen nämlich zu dem Ergebnis, dass es sogar fast eine Million neue Jobs geben wird - allerdings sollen auch etwa 610 000 Menschen ihre alte Beschäftigung verlieren. Gefragt sind ihrer Meinung nach IT-Experten, Programmierer, Entwickler, Daten-Fachleute oder auch Robotor-Koordinatoren. Wer hingegen derzeit einfache und sich wiederholende Routinetätigkeiten verrichtet, hat nach der Untersuchung schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt der digitalisierten Welt.

Positiver Effekt

Hohe Arbeitsplatzverluste werde es vor allem in der Produktion, der Qualitätskontrolle und der Wartung geben. Die zunehmend roboterbegleitete Produktion werde dabei zum größten Jobabbau in den untersuchten Branchen führen. Denn durch den Einsatz der neuen Maschinen werde es den Produzenten gelingen, die Zahl der Beschäftigten in der Werkshalle deutlich einzuschränken. Die Zahl der Mitarbeiter in der Instandhaltung werde verringert, weil die Maschinen bereits frühzeitig über die Notwendigkeit einer Reparatur informieren könnten.

Wie andere Studien auch kommt BCG zu dem Ergebnis, dass die Digitalisierung für die deutsche Industrie und ihre Beschäftigten einen insgesamt positiven Effekt hat. Ähnliche Untersuchungen sagen zum Beispiel für die USA voraus, dass etwa die Hälfte aller Berufe durch die digitale Revolution verloren gehen wird. Die Autoren der BCG-Studie erklären diesen Unterschied durch die besonderen Voraussetzungen, die in der deutschen Wirtschaft gegeben sind. Die deutsche Industrie sei weltweit unter denen, die am weitesten entwickelt sei. Zudem gebe es hier auch zahlreiche Marktführer der automatisierten Fertigung. Von daher sei das Land gerüstet, um die Herausforderung der digitalen Revolution anzunehmen.

Für die Unternehmen, aber auch für die öffentliche Hand stelle die Digitalisierung eine große Herausforderung dar. So gehen die Forscher davon aus, dass 2025 rund 120 000 Hochschulabsolventen fehlen werden, um den Bedarf an IT-Spezialisten zu decken. Die Betriebe müssten deshalb die Verfahren überdenken, mit denen sie Mitarbeiter einstellten. Das Schreiben von Computerprogrammen sei nicht das einzige Kriterium, das zähle.

Wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert ist auch eines von vielen Themen beim Zünfunk Netzkongress 2015.

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