Flughafen München:Dritte Startbahn in München würde mindestens 300 Millionen teurer

Keine Tricks beim Bau der dritten Startbahn

Der Bau einer dritten Startbahn am Flughafen München würde etwa 1,59 Milliarden Euro kosten, rechnen die Betreiber.

(Foto: dpa)

Die Kosten am Münchner Flughafen heben ab, gibt die Betreibergesellschaft auf Nachfrage zu. Die Grünen fürchten eine Kostenexplosion.

Von Marco Völklein

Die geplante dritte Start- und Landebahn am Flughafen im Erdinger Moos könnte deutlich teurer werden als bislang geplant. Aktuell kalkuliert die Betreibergesellschaft des Flughafens mit Baukosten in Höhe von 1,59 Milliarden Euro. Das geht aus der Antwort des bayerischen Finanzministers Markus Söder (CSU) auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervor. Bislang hatten Flughafen-Chef Michael Kerkloh und sein Finanzvorstand Thomas Weyer die geschätzten Baukosten stets auf 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro beziffert - zuletzt auch auf Nachfrage von Journalisten im März diesen Jahres, als sie die Ergebnisse des Unternehmens für das vergangene Jahr präsentiert hatten.

Auf Nachfrage der Grünen müssen die Startbahn-Planer nun allerdings einräumen, dass sich "auf Basis indizierter Kostenansätze und unter Berücksichtigung von zusätzlichen Nominalisierungseffekten" ein höherer Baupreis ergibt. Dies hängt zum einen mit der jährlichen Steigerung der Baupreise zusammen; diese setzen die Planer intern mit zwei Prozent pro Jahr an.

Außerdem zwang der Münchner Bürgerentscheid im Sommer 2012 die Ingenieure des Flughafens dazu, das Projekt zunächst zu unterbrechen. Nun müssten "Teilbereiche der Ausführungsplanung nachgearbeitet" werden sowie an die aktuell gültigen Normen und technischen Regelwerke angepasst werden, heißt es in Söders Antwort auf die Landtagsanfrage.

Ausbaugegner sind zu "Dialoggesprächen" bei Horst Seehofer

Die neuen Zahlen dürften an diesem Dienstag auch in der Staatskanzlei zur Sprache kommen. Dort hat gegen 17 Uhr Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Ausbaugegner zu einem Gespräch eingeladen. Das Treffen ist Teil einer ganzen Reihe von "Dialoggesprächen", die Seehofer im Sommer angekündigt hatte. Er will dabei ausloten, ob und gegebenenfalls wie sich das Startbahnprojekt trotz des ablehnenden Votums der Münchner Wähler aus dem Sommer 2012 umsetzen lässt. Zuletzt hatte Seehofer bereits mit Abgeordneten aus dem Bundestag gesprochen, ebenso mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

An diesem Dienstag nun sind Vertreter des Anti-Startbahn-Bündnisses "Aufgemuckt" sowie der Schutzgemeinschaft der Flughafen-Anrainer in die Staatskanzlei geladen. Angesetzt ist für das Treffen eine Dauer von einer Stunde; Beobachter erwarten allerdings, dass angesichts der hohen Teilnehmerzahl diese 60 Minuten eher nicht ausreichen werden. Am Mittwoch will sich Seehofer zudem mit Vertretern der Landtagsopposition zum Thema Flughafenausbau austauschen.

Grüne kritisieren "unseriöse Finanzplanung"

Söder bekräftigte in seiner Antwort auf die Anfrage der Grünen, der Flughafen werde auch den nun teurer gewordenen Startbahnbau, sofern er denn kommt, "aus eigener Kraft ohne zusätzliche Steuermittel bestreiten". Auch die beiden Flughafenmanager Kerkloh und Weyer beteuern stets, der Bau lasse sich aus dem "Cash Flow" des Unternehmens bezahlen; notfalls müsse man Fremdmittel am Kapitalmarkt aufnehmen.

Aber auch dies lasse sich ohne Hilfen der Gesellschafter (Freistaat, Bundesregierung, Stadt) bewerkstelligen. Zuletzt hatte der Flughafen so viel Gewinn eingefahren, dass er erstmals seit dem Umzug ins Erdinger Moos seinen drei Gesellschaftern der öffentlichen Hand daraus 30 Millionen Euro überweisen konnte.

Die Grünen allerdings bezweifeln dies und sprechen von einer "unseriösen Finanzplanung". Am Ende werde die geplante, vier Kilometer lange Piste ohnehin wohl zwei Milliarden Euro kosten, glaubt Fraktionschef Ludwig Hartmann. "Aus dem Cash Flow lässt sich dieses Projekt sicher nicht finanzieren."

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