Gladbach gewinnt weiter:Der Weihnachtscoach

Das 2:0 gegen Wolfsburg ist der dritte Sieg im dritten Ligaspiel für André Schubert, der bislang als Übergangstrainer galt. Jetzt mehren sich die Stimmen, dass er den Job noch länger machen darf.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Eigentlich könnte der Fußballmanager Max Eberl die Suche nach einem neuen Trainer für seinen Verein Borussia Mönchengladbach jetzt einstellen. Nicht nur, weil diese Gladbacher unter dem Interimstrainer André Schubert am Samstag auch das dritte Bundesliga-Spiel in Serie gewonnen haben: 4:2 gegen Augsburg, 3:1 in Stuttgart, 2:0 gegen Wolfsburg - das ist eine kaum zu schlagende Bilanz.

Aber es sind nicht nur diese Zahlen, die Eberl ins Grübeln bringen sollten, es ist auch die stets klare, fast schon provokant-plakative Ansicht des Kapitäns Granit Xhaka, der trotz seiner erst 23 Jahre sehr meinungsfreudig ist und nach dem Sieg gegen Wolfsburg sagte: "Wofür brauchen wir einen neuen Trainer? Max Eberl hat genug Ahnung, um zu sehen, dass wir keinen neuen brauchen."

Die Sache mit Weinzierl, "ein dickes Ding"

Können einige Klubs in der Bundesliga nun also aufatmen, allen voran die Augsburger, die in den vergangenen Tagen das Gefühl gewonnen hatten, Eberl probiere konkret, ihnen den Trainer Markus Weinzierl abzuwerben? Doch solche Vorwürfe machen Eberl wütend. "Ich habe lediglich gesagt, dass ich Markus Weinzierl aus der Jugend kenne, ich habe gesagt, dass ich mir bei der Trainersuche alle Richtungen offen lasse und dass diese Suche noch ein bisschen dauern könnte." Daraus habe man ihm unterstellt, Weinzierl im Visier zu haben, und diese Unterstellung sei "ein dickes Ding".

Eberl stellte in Sachen Weinzierl also noch einmal ganz klar: "Markus Weinzierl hat bis 2019 Vertrag, wir suchen aber schon heute einen neuen Trainer - und damit ist die Sache erledigt." Eberl sagt, er wolle sich nun erst wieder äußern, wenn er bei der Trainersuche fündig geworden sei - "aber das kann noch dauern".

Dass Eberl sich ebenso trotzig wie demonstrativ geduldig gibt, hat mit den Erfolgen unter dem Trainer Schubert aber schon auch zu tun. Die Mannschaft spielt unter dem 44-Jährigen befreit und zugleich zielstrebig auf, verlor in einem ausgeglichenen Spiel gegen Wolfsburg nie Geduld und Nerven und kam durch späte Tore von Havard Nordtveit (75.) und Ibrahima Traoré (79.) zum 2:0-Sieg. "Es macht momentan enorm Spaß", sagte Xhaka, "und dann läuft man auch gerne noch ein bisschen mehr."

Dass es in der 16. Minute um ein Haar wieder einen Elfmeter gegen die Gladbacher gegeben hätte, weil Wolfsburgs André Schürrle über die Hände vom Gladbacher Torwart Tobias Sippel gestürzt war, hatte im Stadion für helle Aufregung gesorgt. "Die Spieler sind ja nicht dumm, sie glauben, dass sie jetzt leicht Elfmeter gegen uns herausholen können", sagte Xhaka hernach über Schürrles Sturz und scholt diesen: "Das ist kein Fair Play."

"Der Trainer setzt auf Positivität"

Schema & Statistik

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Diese Szene aus der Anfangsphase war später aber nicht mehr relevant. 75 Minuten lang war das Spiel auf ein 0:0 hinausgelaufen, ehe ein Traumschuss des sechs Minuten zuvor eingewechselten Nordtveit die Vorentscheidung brachte. "Der Trainer setzt auf Positivität", erklärte Nordtveit den neuen Erfolg der Mannschaft unter Schubert. "Was nützt es, wenn du den Spielern immer wieder vorhältst, was sie falsch machen?", sagte Schubert.

Der vormalige Trainer der Gladbacher Regionalliga-Mannschaft darf sich mental schon einmal darauf einstellen, die Borussia-Profis mindestens bis Weihnachten trainieren zu dürfen. Diesbezügliche Signale, sagt Schubert, habe er am Freitagabend auch vom Manager Eberl bekommen. Ein "Vertrauensbeweis" sei dies, über den er sich freue. Mehr aber auch nicht. Doch wer weiß schon, was in Mönchengladbach entschieden wird, wenn Schubert bis Weihnachten weiter so erfolgreich mit der Mannschaft arbeitet? Dann könnte die Meinung des Kapitäns Xhaka vielleicht doch noch gehört werden. Eberl betont derzeit ja vor allem, in alle Richtungen zu denken. Dann muss dieser Blick nach innen auch eine Alternative sein. Zumal Schubert sich auch statistisch und historisch empfehlen konnte. Drei Siege in den ersten drei Bundesligaspielen waren in Gladbach zuvor nie einem Trainer gelungen.

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