Warnstreiks:Lohndumping in der BMW-Welt

Schmuckfoto München, BMW-Welt

Die Mitarbeiter der BMW-Welt wollen für bessere Löhne streiken.

(Foto: Florian Peljak)
  • Mitarbeiter der BMW-Welt haben in der Regel nur einen Werkvertrag bei BMW - und arbeiten meist unter erheblich schlechteren Bedingungen als Mitarbeiter der Stammbelegschaft.
  • Derzeit laufen Tarifverhandlungen, die nun offenbar ins Stocken geraten sind.
  • Deshalb soll am Mittwoch ein Warnstreik in der BMW-Welt stattfinden, die IG Metall unterstützt die Aktion.

Von Thomas Kronewiter

In Münchens größter Touristenattraktion hängt der Haussegen schief. Am Mittwoch wollen die Mitarbeiter der BMW-Welt am Olympiapark ihre Arbeit niederliegen. Während der Konzern riesige Gewinne einfährt, werden die jährlich knapp drei Millionen Besucher von Angestellten betreut, die kaum mehr als zwölf Euro pro Stunde erhalten. Dagegen regt sich nun Widerstand.

Den Warnstreik in der BMW-Welt unterstützt die IG Metall. Auch aus dem benachbarten BMW-Werk erwartet man Solidarität - unter dem Stichwort "Blaumann trifft Anzugträger". Hintergrund des Streiks sind derzeit laufende Tarifverhandlungen zwischen dem BMW-Dienstleister Hofer Communications, der seit Anfang 2013 für die Gästebetreuung in der BMW-Welt, im BMW-Museum und für Werksführungen im Auftrag des Automobilbauers sorgt.

Spekulationen unerwünscht

Diese Tarifverhandlungen sind nach Angaben aus Betriebsratskreisen ins Stocken geraten, obwohl zwischen Hofer und seinen Mitarbeitern, wie es aus der Mitarbeiterschaft nach außen dringt, bereits Übereinstimmung in wesentlichen Punkten erzielt worden sei. Hofer-Geschäftsführer Oliver Vogel will über den Ausgang der aktuell noch laufenden Tarifverhandlungen "derzeit nicht spekulieren".

Letztlich müsste natürlich BMW als Auftraggeber gegebenenfalls Mehrkosten für die Dienstleistungen in der BMW-Welt tragen, das wissen alle Beteiligten. "Ob unserem Unternehmen im Falle von Mehrkosten durch einen Tarifabschluss ein Auftragsverlust droht, wird in erster Linie davon abhängen, ob die BMW AG unsere zukünftigen Angebote auch mit gestiegenen Lohnkosten als wettbewerbsfähig bewertet", sagt dazu Vogel.

Welche Verbesserungen drin sein könnten

Der Hofer-Chef verweist im gleichen Atemzug auf die Kompetenz seiner Beschäftigten, "die in den vergangenen Jahren jeden Besuch in der BMW-Welt zu einem Markenerlebnis gemacht" hätten. BMW lehnt zu Vertragsinhalten jede Stellungnahme ab.

Bei den Verhandlungen geht es um erhebliche Verbesserungen für Mitarbeiter, die Werkverträge haben. Auf Lohnsteigerungen von 30 bis 40 Prozent könne ein Mitarbeiter kommen, der den vor drei Jahren von BMW vorgegebenen Mindestlohn von etwas mehr als zwölf Euro erhalte, rechnen Betroffene vor. Dazu kämen dann künftig Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld, Sonn- und Feiertagszuschläge. Anlehnen wollen Betriebsrat und Gewerkschaft diese Bedingungen an Rahmenvereinbarungen, wie sie für die IG Metall, aber auch für BMW üblich seien.

"Wo Werkvertrag drauf steht, ist Dumping drin"

Als Hofer Ende 2012 den Auftrag für die BMW-Welt übernahm, hatte es schon einmal Stress gegeben. Nach erheblicher Unruhe stimmten damals Hofer und BMW zu, zumindest jenen Mitarbeitern, die bei der Vorgänger-Agentur höhere Löhne vereinbart hatten, diese auch weiter zu zahlen. Zur Lohnentwicklung seitdem äußert sich Hofer nicht detailliert. "Die Vertragsdetails", räumt Geschäftsführer Vogel allerdings ein, "haben sich seit 2012 nicht wesentlich verändert".

Die Problematik der Werkverträge, die meist erheblich schlechtere Bedingungen beinhalten als die Verträge der Stammbelegschaft, schwelt seit langem. "Wo Werkvertrag drauf steht, ist in der Regel Dumping drin", sagt Martin Kimmich, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall München, die die Aktion unterstützt.

Der Warnstreik und die Kundgebung am "Tag der prekären Beschäftigung", dem 7. Oktober, werden von etwa 13.30 Uhr an rund eine Stunde dauern. Ist die Beteiligung so hoch, wie der Betriebsrat glaubt, dürften in dieser Zeit weder Werksführungen noch Rundgänge in der BMW-Welt stattfinden. Auch die Auslieferungen von Neufahrzeugen muss dann unterbrochen werden.

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