Passau:Bischof Oster fürchtet um Ruf der Caritas

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  • Die Diözese Passau hat angekündigt, die Arbeit des Caritas-Direktors strenger zu beaufsichtigen.
  • Dem Caritas-Vorstand wird vorgeworfen, 1,6 Millionen Euro aus einer Behindertenwerkstatt abgeschöpft zu haben. Das Geld fehlte später an anderer Stelle.
  • Derartige Betriebe sind nicht dazu gedacht, Gewinn zu machen.

Von Andreas Glas, Passau

Weil er einen Millionenbetrag aus einer Behindertenwerkstatt abgeschöpft haben soll, drohen dem Passauer Caritas-Vorstand jetzt Konsequenzen. Die Diözese Passau hat angekündigt, die Arbeit von Caritas-Direktor Wolfgang Kues in Zukunft unter strengere Aufsicht zu stellen. In einer schriftlichen Stellungnahme fordert Bischof Stefan Oster den Caritas-Aufsichtsrat dazu auf, "mit großer Sorgfalt auf die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, die Prüfung der Jahresrechnungslegung und den wirtschaftlichen Umgang mit Geld zu achten".

Außerdem kündigte der Bischof an, einen externen Berater zu engagieren, der im Streit zwischen dem Caritas-Vorstand und den Kreisverbänden vermitteln soll. Seitens der Kreisverbände hatte es in der Vergangenheit immer wieder Kritik am Führungsstil des Vorstands und an dessen Umgang mit den Finanzen der Caritas gegeben.

Altötting
:Caritas soll Millionen abgeschöpft haben

1,6 Millionen Euro Überschuss haben die Ruperti-Werkstätten an die Zentrale abgeführt. Doch statt die kassierten Gewinne zu investieren, soll der Caritas-Vorstand deren Kontostand bewusst gedrückt haben - um einen Grund zu haben, Mitarbeiter zu entlassen.

Von Andreas Glas

Was die Finanzen betrifft, hat auch der Bezirk Oberbayern "sehr weitreichende Prüfungen" angekündigt. Dagegen beteuert der Caritas-Aufsichtsrat noch immer, dass intern keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden seien. Konkret geht es um 1,6 Millionen Euro Gewinn, die der Caritas-Vorstand aus einer seiner Behindertenwerkstätten in Altötting abgeschöpft haben soll. Auffällig viel Geld für eine Behindertenwerkstatt, die als gemeinnütziges Unternehmen gar nicht darauf ausgerichtet ist, Gewinne zu erwirtschaften.

Woher die Vorwürfe ursprünglich kommen

Weil das einkassierte Geld anschließend gefehlt haben soll, um eine dringend nötige Maschine zu kaufen, hatte der Altöttinger Werkstattleiter im Sommer gekündigt und schwere Vorwürfe erhoben: Statt die kassierten Gewinne zu investieren, habe ihm die Caritas-Buchhaltung geraten, Mitarbeitern der Behindertenwerkstatt zu kündigen und die notwendige Maschine über eingesparte Gehälter zu finanzieren. In einem offenen Brief hatte der Werkstattleiter den Verdacht geäußert, "dass Menschen mit Behinderung für die finanzielle Aufbesserung eines Verbandes arbeiten sollen".

Wegen all dieser Vorwürfe fürchtet Bischof Oster nun offenbar um den Ruf der Caritas - und um Spendeneinnahmen. Der Bischof bat die Spender darum, der Caritas auch in Zukunft treu zu bleiben. "Sie können sich verlassen, dass Ihre Spenden vielen guten Werken in unserem Bistum dienen", teilte Oster in seiner Stellungnahme mit.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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