Prozess:Arzt muss sich wegen Brandstiftung verantworten

  • Ein Münchner Arzt steht wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht - in einem Mietshaus kam es zu einem Feuer mit einem Sachschaden von 80 000 Euro.
  • Der Mediziner beteuert, das Feuer nicht mit Absicht gelegt zu haben.

Von Christian Rost

Erst stritt er sich mit seiner Freundin, nahm dann starke Medikamente und Alkohol zu sich und setzte schließlich die gemeinsame Wohnung in Schwabing in Brand. Ein 52-jähriger Arzt muss sich seit Mittwoch am Münchner Amtsgericht wegen schwerer Brandstiftung verantworten. Vor dem Schöffengericht beteuerte er, das Feuer nicht absichtlich gelegt zu haben.

Dr. Jörg F. (Name geändert) war überarbeitet und auch privat schwer in Anspruch genommen, als es am 22. Januar 2014 zu dem verheerenden Brand in einem Mietshaus mit einem Sachschaden von 80 000 Euro kam. Eine sich über fünf Jahre hinziehende Scheidung von seiner ersten Frau belastete ihn, finanziell stand es auch nicht zum Besten, und trotzdem wollte er seiner neuen Lebensgefährtin, der "Liebe meines Lebens", wie er sagte, "alles bieten".

Extra-Schichten sorgen für Stress

Um sich das leisten zu können, musste der Allgemeinmediziner nicht nur seinen Praxisbetrieb am Laufen halten, sondern auch nachts und am Wochenende Notarztdienste übernehmen. Sechs Tage in der Woche habe er gearbeitet, "auch Weihnachten und in den Ferien", sagte der Angeklagte. Um schlafen zu können, habe er regelmäßig Tabletten eingenommen. Als er dann noch ein Nervenleiden in der Schulter bekam, schluckte er überdies starke Schmerzmittel, um seine Verpflichtungen erfüllen zu können. Was ihn hochhielt in dieser Zeit, war die Liebe zu seiner Freundin, mit der er schließlich auch ein Kind bekam. Mit der Freundin habe er 24 Stunden zusammen sein können, das sei das Schönste für ihn gewesen, so F.

Die Frau wollte aber nicht nur innige Gesellschaft, sondern einen Mann, der seinen Vaterpflichten nachkam. Weil er beruflich so stark eingespannt war, habe er kaum Zeit für seinen Sohn gehabt, sagte Jörg F. Darüber kam es in der Beziehung zu heftigen Streitereien, wobei auch Gegenstände durch die Wohnung flogen. An jenem Tag im Januar vorigen Jahres zog die Freundin dann einen Schlussstrich - sie werde sich trennen, teilte sie ihrem Lebensgefährten mit.

Bastellack entzündete sich auf dem Bett

Der versank in Selbstmitleid, schluckte "reichlich Alkohol", wie er selbst sagte, und zog sich ins Schlafzimmer der gemeinsamen Wohnung zurück. In seiner Wut auf die Freundin nahm er eine zufällig herumstehende Sprühflasche mit Bastellack in die Hand und entleerte sie auf dem Bett. Mit der grünen Farbe färbte er die ganze Bettseite ein, auf der seine Freundin bisher geschlafen hatte. Was danach passierte, ist strittig: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Arzt das lackgetränkte Bett auch noch anzündete.

Er selbst schilderte es so, und auch sein Verteidiger Maximilian Pauls betonte das, dass sich versehentlich das versprühte Gas aus der Lackdose entzündet hat, als er sich eine Zigarette anzünden wollte. Demnach muss sich das Gas im offenen Kleiderschrank gesammelt haben, ehe er sein Feuerzeug betätigte. Jörg F.: "Ich sah eine grüne Stichflamme und holte rasch einen Topf mit Wasser aus der Küche, um zu löschen. Als ich zurückkam ins Schlafzimmer, stand aber schon alles in Flammen."

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