Ärger um Piratenschiff:Rassismus-Vorwürfe gegen Playmobil

Ärger um Piratenschiff: Plastikteil des Anstoßes: ein Ring um den Hals eines Piraten.

Plastikteil des Anstoßes: ein Ring um den Hals eines Piraten.

(Foto: Quelle: Playmobil)
  • Playmobil ist in den USA in die Kritik geraten.
  • Eine Mutter aus Kalifornien wirft dem deutschen Spielzeughersteller öffentlich Rassismus vor, weil einem schwarzen Piraten laut Anleitung ein Ring um den Hals gelegt werden soll.
  • Dabei handelt es sich um die Nachbildung eines Metallrings, mit dem einst Sklaven festgekettet wurden.

Aufregung um "Sklavenkragen"

Hier ein kleiner Papagei, da ein Säbel, dort eine Augenklappe - Spielzeughersteller Playmobil ist auch wegen der zahlreichen Details so beliebt, mit denen seine Spielfiguren und Abenteuerlandschaften ausgestattet sind. Eines dieser Details bringt dem deutschen Plastikmännchenkonzern in den USA nun jedoch Ärger ein. Es handelt sich um einen winzigen silbergrauen Ring, der laut Anleitung um den Hals eines dunkelhäutigen Seeräubers gesteckt werden soll.

"Das ist doch ein Sklavenkragen", sagt Ida Lockett. Ein Metallring, der einst genutzt wurde, um Sklaven festzuketten. Die Mutter aus dem kalifornischen Sacramento entdeckte das Plastikteil, als sie mit ihrem Sohn ein Playmobil-Piratenschiff zusammenbaute, das er zum fünften Geburtstag von seiner Tante bekommen hatte. Jetzt läuft sie Sturm gegen das Unternehmen. "Das ist ganz klar rassistisch", zitiert der Nachrichtensender CBS die Frau.

Auch die Tante zeigt sich bestürzt über den Inhalt ihres Geschenks. "Ist es zuviel verlangt, einfach einen ganz normalen alten schwarzen Piraten zu entwerfen?", schrieb sie auf die Facebook-Seite des Spielzeug-Konzerns in den USA.

Playmobil: "Schwarzer Pirat gehört zur Crew"

Playmobil hat sich bereits zu den Anschuldigungen geäußert. Man habe mit dem Spielzeug das Leben auf einem Piratenschiff des 17. Jahrhunderts abbilden wollen, sagte das Unternehmen der Washington Post. "Die Figur soll einen Piraten darstellen, der zuvor, im historischen Kontext, ein Sklave war." Die Abbildung auf der Schachtel zeige, dass der schwarze Pirat ganz normal zur Crew gehöre und nicht als Gefangener auf dem Schiff festgehalten werde.

Ida Lockett und ihre Familie bekommen Zuspruch, unter anderem von der Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association fort he Advancement of Coloured People). Der lokale Vorstand der Organisation in Sacramento forderte Medienberichten zufolge, das Spielzeug aus dem Einzelhandel zu verbannen.

Kritik an übermäßiger Aufregung

Andere wehren sich gegen die geschichtsvergessene Haltung der Playmobil-Kritiker. Es habe nun mal Sklaven gegeben, von denen seien viele Schwarz gewesen. Piraten hätten Gefangene genommen, dunkel- wie hellhäutige. Wer damit nicht leben könne, für den sei das Piratenschiff vielleicht das falsche Spielzeug, schrieb eine Frau auf Facebook. "Sklaverei ist falsch, aber die Wut dieser Frau ist lächerlich", kommentierte eine Twitter-Nutzerin. Und eine andere gab der Mutter den Tipp, den "Sklavenkragen" doch einfach wegzuwerfen, wenn sie ihn als Spielzeug nicht geeignet finde.

Dafür würde auch der ökonomische Aspekt sprechen. Das Piraten-Paket, das neben dem Schiff drei Piraten, einen Papagei, zwei Kanonen und "viele andere Waffen für tapfere Piraten" enthält, kostet im Handel immerhin 89 Dollar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: