Markt Schwaben:Rundflug durch die Problemzonen

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Bei der KAB Markt Schwaben sprachen Robert Niedergesäß (rechts)und Pastoralreferent Alexander Kirnberger über Herausforderungen des Landkreisses. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landrat Robert Niedergesäß spricht beim politischen Frühschoppen des Markt Schwabener KAB-Ortsvereins über die wichtigsten Landkreisthemen. Ganz oben auf der Liste stehen auch hier die Flüchtlinge

Von Wieland Bögel, Markt Schwaben

Einen Sonntagsspaziergang besonderer Art unternahm Landrat Robert Niedergesäß bei der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Gemächlich ging es dabei nicht zu, Niedergesäß nahm seine Zuhörer mit auf einen Rundflug durch die aktuellen Herausforderungen im Landkreis. Neben Wohnungsmangel, Energiewende und Verkehr ging es vor allem um das Thema, das seit Wochen die politische Agenda dominiert: die zahlreich ankommenden Flüchtlinge und wie mit der Situation umzugehen ist.

Dass diese immer schwieriger wird, schilderte Niedergesäß seinen rund 30 Zuhörern und benutzte dazu ein Zitat des Bundespräsidenten Joachim Gauck. "Unser Herz ist weit, unsere Möglichkeiten endlich." Dies treffe auf den Landkreis zu, Haupt- wie Ehrenamtliche leisteten ihr Möglichstes. "Wir sind gut unterwegs, tun das Beste, aber in dieser Geschwindigkeit können wir nicht mehr lange." Niedergesäß zitierte die Statistik, wonach bis Jahresende rund 1700 Flüchtlinge im Landkreis leben würden und versorgt werden müssten, 700 mehr als derzeit und vier Mal so viele wie im Vorjahr. "Irgendwann sind die Turnhallen und die Flächen für Container und Traglufthallen voll."

Niedergesäß machte auch klar, dass es gute Gründe für die Flucht der vielen Menschen gibt: "die Schicksale sind hart, das möchte man nicht selbst erleben. Nicht jeder hat das Glück, zufrieden in seiner Heimat bleiben zu können." Auch der Moderator, Pastoralreferent Alexander Kirnberger betonte, dass die Menschen vor allem Hilfe suchten und erinnerte an den christlichen Anspruch, diese zu leisten: "Wir dürfen uns nicht einkasteln, das ist nicht unser Weg." Aber auch die Flüchtlinge hätten eine Verpflichtung, jene sich anzupassen, forderte CSU-Kreisrat Rolf Jorga: "wir sind aufgefordert, an unserer christlich sozialen Grundhaltung festzuhalten und die Neuankömmlinge aufzufordern, es ebenfalls zu tun." Was Jorga einigen Applaus einbrachte, allerdings nicht von seinem Parteifreund Niedergesäß. Man müsse nur ins Grundgesetz schauen, Religion sei Privatsache. Ansonsten gelte natürlich auch für die Flüchtlinge, was für jeden gelte: "Wer in ein Land kommt, muss sich an die Regeln halten, die dort gelten." Kirnberger erinnerte daran, dass auch Jesus stets mit Angehörigen aller Religionen das Gespräch gesucht hatte, an dieses Vorbild solle man sich halten: "Wir müssen im Gespräch bleiben." Was, wie eine Zuhörerin anmerkte, leider nicht immer ganz einfach sei: "Wir Älteren können ja nicht so gut Englisch oder Französisch." Manchmal, so Kirnberger, helfe schon ein freundliches Lächeln, und Niedergesäß betonte zwar, dass es unbedingt nötig sei, dass die Flüchtlinge so schnell wie möglich Deutsch lernten, "aber am Anfang erreichen Sie viel mit einem 'Servus'", denn das sei oft das erste Wort, das die Neuankömmlinge aufschnappten.

Ein weiteres Problem, das sich durch die Zuwanderer wohl noch verschärft, kam ebenfalls zur Sprache, die Wohnungsknappheit im Landkreis. Niedergesäß bekräftigte die Absicht, in den kommenden Jahren massiv in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, so sollen 1000 neue Sozialwohnungen im kommenden Jahrzehnt entstehen. Schließlich werden im Jahr 2030 rund 150 000 Menschen im Landkreis leben, das sind gut 15 000 mehr als heute. Darunter auch die, "die in Berufen arbeiten, die sehr nötig sind, wo man aber keine Reichtümer anhäuft", etwa in Alten- und Krankenpflege oder in der Kinderbetreuung. Mit dem Wachstum im Landkreis müsse natürlich auch der öffentliche Nahverkehr mitwachsen und sich ändern, so Niedergesäß, "das liegt mir am Herzen, wir werden immer mehr Menschen, die wollen und müssen mobil sein."

Von der Energiewende gab es gemischte Nachrichten. So stamme zwar inzwischen gut 80 Prozent der in landkreiseigenen Liegenschaften verbrauchten Energie aus regenerativen Quellen, die Energieagentur und die Genossenschaften REGE und BEG haben den Betrieb aufgenommen. "Die politischen Rahmenbedingungen sind aber schwierig", etwa bei der Windenergie. Entmutigen lassen werde man sich aber nicht: "Wir versuchen das unsrige zu tun."

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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