Eric Jarosinski auf der Buchmesse:"NeinQuarterly" versteckt sich vor seinem Verlag

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Eric Jarosinski, der als "NeinQuarterly" auf Twitter bekannt wurde, schreibt für die SZ über den Buchmessen-Wahnsinn. In Folge eins sucht er Zuflucht.

Von Eric Jarosinski

Abends bei der Grenzkontrolle am Frankfurter Flughafen wird der amerikanische Reisepass durchgeblättert, dessen Besitzer kurz angeguckt und dann gefragt: "Zur Buchmesse?"

"Klar."

Erst seit knapp zwei Monaten gehöre ich zur Zunft der Buchautoren, aber vielleicht steht's schon auf der Stirn geschrieben, denkt man sich. Dann denkt man weiter. Denkt nach. Und hört dann besser mit dem Denken wieder auf.

Zum ersten Mal als Autor eines "bescheidenen Büchleins", wie er selbst sagt, auf der Frankfurter Buchmesse: Eric Jarosinski alias Nein.Quarterly. (Foto: Collage dpa/Jessy Asmus/SZ.de)

Im Frühstücksfernsehen wird's mehrmals betont: Dieses Jahr sei die Buchmesse politisch. Die Eröffnung wird gezeigt. Salman Rushdie spricht von Kunst und Politik und Freiheit, und liefert eine scheinbar inspirierende Rede.

Neidisches Grübeln über die Jugend

Zum Auftakt ist aber auch Folgendes in der Zeitung zu lesen: "Nur noch sechs Prozent der Deutschen besitzen mehr als ein volles Bücherregal." Man fragt sich, besorgt, wie das zu deuten ist. Auf demselben Titelblatt: "Junge Deutsche zufriedener und politischer". Man fragt sich, fast neidisch, wie das geht.

Inzwischen ist das Fachpublikum in den Messenhallen gut unterwegs. Und da sind sie: die Bücher. Klar, Tausende Bücher, die vielleicht lange oder vergebens oder lange und vergebens auf einen Platz in dem einzelnen Bücherregal warten, das etwa 94 Prozent der Deutschen besitzen.

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Aus der SZ-Redaktion

Die Vorträge und Lesungen sind auch gut im Gange. Im Vorbeigehen mischen sich die Diskursfetzen der vortragenden Autoren und Verlagsmenschen. "Innovationsförderung." "Liebe." "Zweifel." "Key players." Zu den Themen Kunst und Politik und Freiheit kommen sie bestimmt noch, oder sind vielleicht doch gerade dabei.

Ich suche Zuflucht bei den antiquarischen Büchern

Ich befürchte, dass mein eigenes bescheidenes Büchlein keinen großen Erfolg hat und verstecke mich erstmal vor meinem Verlag. Zuflucht finde ich - jenseits der Innovationsförderung - bei den antiquarischen Büchern. Die alten Bände kennen sich bestimmt bestens mit den schwierigen Themen Kunst und Politik aus. Aber meine Verkaufszahlen interessieren sie nicht. Sie stellen mir keine unbequemen Fragen.

Und sie haben eher etwas Zeit, denn sie haben irgendwann schon mal ihren Platz im Bücherregal gefunden.

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