AfD:Auftritt der Provokateure

AfD: Wegen der Thesen in seinem Buch "Der islamische Faschismus" wird Hamed Abdel-Samad mit dem Tode bedroht.

Wegen der Thesen in seinem Buch "Der islamische Faschismus" wird Hamed Abdel-Samad mit dem Tode bedroht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Partei veranstaltet im Ludwig-Thoma-Haus eine Lesung mit dem Islamkritiker Hamed Abdel-Samad

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es wird eine Veranstaltung mit viel Sicherheitspersonal und auch Polizeiaufgebot werden. Der Hauptredner bringt seinen Personenschutz mit, die veranstaltende Partei wird einen Sicherheitsdienst beauftragen. Das sei "leider nötig", sagt Dirk Driesang, stellvertretender Kreisvorstand der Gruppe Dachau-Fürstenfeldbruck und Beisitzer im Bundesvorstand der Partei AfD. Am Mittwoch, 28. Oktober, wird die Partei ihre erste große Veranstaltung im Landkreis haben: Im Thoma-Haus wird der aus Ägypten stammende Autor Hamed Abdel-Samad sein Buch "Mohamed - Eine Abrechnung" vorstellen, eingeladen von der AfD. Weil er in seinem früheren Buch "Der islamische Faschismus" den Propheten als Verbrecher darstellt, auf dessen Handeln heutiger Terror beruht, wurde über ihn eine Fatwa verhängt. Abdel-Samad wird mit dem Tode bedroht.

Veranstaltungen der AfD wiederum werden häufig von Protesten begleitet - nicht auszuschließen, dass es solche auch in Dachau geben wird. Seit ihrer Spaltung im Juli positioniert sich die konservative Partei immer weiter rechts. Fiel sie nach ihrer Gründung 2013 zunächst vor allem damit auf, den Euro abschaffen zu wollen, will sie nun das geltende Asylrecht abschaffen. "Das Recht, in Deutschland Asyl zu beantragen, ist aufzuheben", heißt es in einem Thesenpapier Asyl, das die AfD begleitend zu ihrer "Herbstoffensive" veröffentlicht hat. Am Wochenende demonstrierten AfD-Anhänger in Freilassing an der österreichischen Grenze. "Sichere Grenzen, sichere Heimat!", "Stoppt Merkel" und "Gegen Willkommenswahn" stand auf ihren Schildern. Kinder trugen Plakate auf denen stand "Meine Zukunft wird verspielt". Auch Dirk Driesang ist dort gewesen, es sei eine gute Veranstaltung gewesen, sagt er. Wegen der Demonstranten und Gegendemonstranten war viel Polizei unterwegs. Die AfD sieht das positiv. Auf der Homepage des bayerischen Landesverbandes heißt es dazu: "Durch das Großaufgebot der Bundespolizei konnte diese nicht an der Grenze zu Österreich kontrollieren. Dadurch wurde die Übernahme von rund 30 Flüchtlingen pro Stunde für die Dauer der Demonstration unterbrochen. Die AfD wirkt!"

In der Reihe der AfD-Referenten ist Abdel-Samad derzeit wohl der prominenteste. Die Wochenzeitung Die Zeit veröffentlichte einen Vorabdruck aus seinem neuen Buch. Er ist häufig zu Gast in Talkshows, zuletzt Ende September bei Frank Plasberg in "Hart aber Fair" im Ersten, er schreibt hin und wieder für die Tageszeitung Die Welt und drehte gemeinsam mit Henryk M. Broder die Satiresendung "Entweder Broder". In diesem Jahr erhielt der Politikwissenschaftler, der am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München forschte, die Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Auf AfD-Veranstaltungen ist Abdel-Samad bereits mehrmals aufgetreten, zuletzt im Oktober in Bamberg. Im Juni verteidigte er sich auf seiner Facebook-Seite für einen Auftritt bei der Burschenschaft Germania in Marburg. Er erklärte, diese sei laut Experten zwar nationalistisch, aber nicht rechtsradikal. "Meine Kritik richtet sich gegen jede radikale, absolutistische Ideologie, die sich gegen die Prinzipien des Humanismus richtet", schrieb er. Und: "Ich rede nicht nur mit Menschen, die meiner Meinung sind."

Die Dachauer Politiker reagieren teils mit Sorge, teils mit bewusster Missachtung. Bürgermeister Kai Kühnel erklärt für das Bündnis für Dachau, in der Flüchtlingsfrage seien "solidarische Lösungen nötig und keine weiteren Verunsicherungen". Dazu könne "die sogenannte AfD (Alternative für Deutschland) nichts beitragen." Die Dachauer Parteien engagieren sich fraktionsübergreifend im Verein "Runder Tisch gegen Rassismus". Die Veranstaltung im Stockmann-Saal beginnt um 19.30 Uhr.

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