Internationale Studie:Löwen-Population in West- und Zentralafrika ist in Gefahr

Internationale Studie: Der Löwe Cecil wurde im Juli von einem Großwildjäger in Simbabwe erschossen. Doch nicht nur durch die Jagd sind die Tiere gefährdet, sondern auch durch die Zerstörung ihrer Lebensräume.

Der Löwe Cecil wurde im Juli von einem Großwildjäger in Simbabwe erschossen. Doch nicht nur durch die Jagd sind die Tiere gefährdet, sondern auch durch die Zerstörung ihrer Lebensräume.

(Foto: Andrew J. Loveridge (University of Oxford, Oxford))

Forscher pronostizieren, dass es in 20 Jahren in einigen Regionen Afrikas nur noch halb so viele Tiere geben wird wie heute. Teilweise seien die Löwen sogar vom Aussterben bedroht.

Die Zahl der Löwen in Afrika hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch abgenommen. In einigen Regionen West-, Zentral- und Ostafrikas sind Löwen einer Studie zufolge sogar vom Aussterben bedroht. Lediglich in Schutzgebieten auf dem südlichen Kontinent steigt die Zahl der Tiere, wie eine internationale Forschergruppe um Hans Bauer von der Universität Oxford in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") berichtet.

Die Forscher verglichen Studien aus 47 verschiedenen Regionen Afrikas aus den vergangenen 25 Jahren. Die statistische Auswertung ergab klare regionale Unterschiede. Besonders kritisch ist die Entwicklung in West- und Zentralafrika: Diese Region werde vermutlich innerhalb der kommenden 20 Jahre die Hälfte ihrer Löwen verlieren, schreiben die Forscher. Derzeit leben dort noch knapp 350 Tiere. Auch in Ostafrika nehmen die Populationen deutlich ab. Viele Löwenbestände sind in diesen Regionen bereits verschwunden oder werden innerhalb der kommenden Jahrzehnte verschwinden, schreiben Bauer und seine Kollegen.

Lediglich in vier Ländern im Süden Afrikas - Botsuana, Namibia, Südafrika und Simbabwe - nimmt die Zahl der Großkatzen zu, berichten die Forscher. In all diesen Ländern leben Löwen in eingezäunten Schutzgebieten. Das deute darauf hin, dass gut finanzierte und organisierte Reservate eine wichtige Rolle bei der Rettung der Löwen spielen können.

Forscher schlagen Einstufung als "vom Aussterben bedroht" vor

Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) gilt der Löwe derzeit als gefährdet. Angesichts der neuen Daten schlagen Bauer und seine Kollegen vor, diese Einstufung zu überdenken. Die Bestände seien in West- und Zentralafrika regional vom Aussterben bedroht und in Ostafrika regional bedroht.

Das rasante Verschwinden der Löwen in großen Teilen Afrikas deute auf eine deutliche ökologische Verschiebung, bei der Löwen nicht länger die Rolle des obersten Räubers spielen. "Die Forscher bestätigen die Sicht des WWF, dass Löwenpopulationen in Afrika dramatisch im Rückgang sind", sagt Brit Reichelt-Zolho, Afrika-Referentin beim WWF Deutschland.

Löwen litten stark unter dem zunehmenden Verlust ihrer Lebensräume durch den Menschen, so die WWF-Vertreterin. Zudem setzen den Populationen Konflikte mit Siedlern und Bauern, ein Rückgang der Beutetiere durch menschliche Jagd sowie der Handel mit Körperteilen von Löwen für medizinische Zwecke zu. "Zur Lösung dieser Probleme will der WWF einerseits die Beutetiere des Löwen schützen, andererseits existierende Schutzgebiete mit Hilfe von Wildtierkorridoren untereinander verbinden", sagt Reichelt-Zolho. Im südlichen Afrika setze die Organisation auch auf Tourismus, der die lokale Bevölkerung einbinde.

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