Schulbau:Galoppierender Stillstand

An Bogenhauser Beispielen zeigt sich, dass die Bildungs-Misere zumindest ein Stück weit hausgemacht ist

Von Ulrike Steinbacher

München hat seine Schulen in den vergangenen zehn, 20 Jahren vernachlässigt, keine Frage. Dafür bekommt die Stadt gerade die Rechnung präsentiert. Sie muss Milliarden in eine Schulbauoffensive stecken. Erschwert wird die Auflösung des Sanierungsstaus aus der Vergangenheit aber durch die konfusen Planungsprozesse der Gegenwart. Das Referat für Bildung und Sport scheint eher Springprozessionen zu inszenieren als stringente Entscheidungen zu treffen.

Beispiel Grundschule Oberföhring: Das Gebäude aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren wurde noch nie renoviert, inzwischen kommt der Abriss günstiger. Dass die Entscheidung für einen Neubau endlich gefallen ist, verdient Applaus, durchkreuzt aber auch parallel gefasste Pläne: Der Ganztagszug, den die Schule 2016 endlich einführen wollte, kann erst zwei Jahre später verwirklicht werden, wenn der Neubau steht. Daher sind auch die Container obsolet, für die das Baureferat längst konkrete Standortpläne entworfen hat.

Beispiel Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium: Bogenhausens einziges gemischtgeschlechtliches Gymnasium hat zwar seit zwei Jahren einen Erweiterungsbau, die Sanierung des alten Hauptgebäudes aber wird gerade zum vierten Mal neu aufgerollt. Weil es schnell gehen sollte, waren im ersten Anlauf 2009 noch keine Arbeiten an den Fachlehrsälen vorgesehen. Deren Sanierung wurde Ende 2010 nachgeschoben. 2013 stellte die Verwaltung dann fest, dass es sinnvoll wäre, das Haus gleich auch energetisch zu sanieren. Und nach zwei weiteren Jahren Planung hat das Referat gerade die im Zuge dieser Generalsanierung vorgesehenen Erweiterungen wieder gestrichen. Sie sind zu teuer.

Es kostet aber natürlich auch Geld, ständig von vorn anzufangen. Außerdem geht das Leben weiter, während die Verwaltung plant und umplant: An den Schulen wird es immer enger, weil immer mehr Kinder unterzubringen sind. Gleichzeitig werden die maroden Gebäude immer reparaturanfälliger. An der Grundschule Oberföhring etwa hatten sie neulich einen Riss in der Hauptwasserleitung, einen Rohrbruch der Warmwasserleitung und ein Loch im Dach - alles innerhalb einer Woche.

Ein privater Bauherr könnte es sich nicht leisten, mit so hohem Aufwand so viel Stillstand zu produzieren. Aber ein Privater würde eigenes Geld einsetzen. Und seine eigenen Nerven.

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