Kongress zu alternativen Heilmethoden:Schamanentreff in der TU München

  • In der TU München fand im Oktober ein "Weltkongress für Ganzheitsmedizin" statt, bei dem Schamanen auftraten.
  • Uni-Chef Herrmann ist erbost, dass die Räume dafür vermietet wurden.
  • Vorher fand der Kongress viele Jahre in der LMU statt.

Von Sebastian Krass

Es gab Vorträge zu Heilweisen der Inkas und zum "schamanischen Röntgenblick" und vieles mehr: Der "Weltkongress für Ganzheitsmedizin" sorgt derzeit in der Technischen Universität (TU) für Aufregung. Das Treffen, begleitet von einer "Gesundheitsmesse", fand Anfang Oktober auf dem TU-Innenstadtcampus an der Arcisstraße statt.

Was die Aufregung ausgelöst hat

Bisher hatte das in der Uni kein Aufsehen erregt. In dieser Woche aber berichtete "Spiegel Online" unter dem Titel "Quacksalber-Tagung an TU München: Wenn Scharlatane die Uni räuchern" über das Treffen. Unter anderem wird beschrieben, dass auf der Messe ein Buch ausgelegen habe, das das angebliche Wundermittel "Miracle Mineral Supplement" (MMS) preise. Das Präparat gilt als gefährlich und darf in Deutschland nicht verkauft werden. Ausrichter der Veranstaltung ist ein Verein aus München namens "Infomed".

Tatsächlich verwundert es, dass eine Elite-Uni mit Medizin-Fakultät und eigener Klinik ein Wochenende lang Räume für diesen Zweck vermietet, der mit Schulmedizin eher wenig zu tun hat. Verwunderlich war auch die ausweichende Reaktion der TU, über die Spiegel Online berichtet: Die Uni sei nicht mitverantwortlich "für getroffene Aussagen oder verteilte Schriften" auf der Veranstaltung. Eine Distanzierung blieb zunächst offenbar aus.

Wie TU-Chef Herrmann sich zu Wort meldet

Nun meldet sich TU-Präsident Wolfgang Herrmann zu Wort: "Diese Quacksalber lasse ich nicht mehr rein. Wenn sie sich noch mal unseren Räumen nähern, kriegen sie Hausverbot", sagte er am Donnerstag der SZ. Er sei "stinksauer", dass das Ganze in der TU stattgefunden habe. Offenbar habe die Uni-Verwaltung den Charakter der Veranstaltung nicht erfasst. Er verweist aber auch darauf, dass der "Weltkongress" über viele Jahre in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) stattgefunden habe.

Eine LMU-Sprecherin bestätigt das. Noch im Februar richtete Infomed eine kleinere Veranstaltung in Räumen der Medizin-Fakultät aus. Die Zentrale stimme sich vor einer Vermietung stets mit der betroffenen Fakultät ab, erklärt die Sprecherin. Offenbar hatten die LMU-Mediziner lange keine Bedenken. Inzwischen aber habe die Fakultät sich gegen Infomed-Veranstaltungen ausgesprochen, sagt die Sprecherin. Deshalb werde an den Verein nicht mehr vermietet.

Was die Organisatorin des Kongresses sagt

Christine Herrera Krebber organisiert den Kongress. Sie sieht ihren Verein verunglimpft. "Wir arbeiten wissenschaftlich, interkulturell und interdisziplinär", erklärt sie. Man wolle mit dem Kongress und der Messe eine Plattform für "andere Medizinsysteme" bieten. Unter den zuletzt 400 Teilnehmern seien viele Ärzte. Die Räucherung der Veranstaltungsräume zum Kongressbeginn sei ein Willkommensgruß für die Gäste gewesen. Über das Buch zur MMS sagt sie, das Mittel sei kein Thema auf dem Kongress gewesen, da wähle man streng aus. Die Messe bilde "ein breiteres Spektrum alternativer Methoden" ab. Der nächste Weltkongress findet im Mai 2016 statt, in der Alten Kongresshalle auf der Theresienhöhe.

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