Russland:Lachen verbindet

Wie die russischen Satiriker Vovan und Lexus versuchten, Kiew und Moskau mit Telefonstreichen einander näherzubringen.

Von Julian Hans, Moskau

Wo die Diplomatie nicht mehr weiter weiß, kann vielleicht die Satire helfen. Wladimir Krasnow und Alexej Stoljarow wollten es wenigstens versuchen und die Regierungen in Kiew und Moskau im Streit um die Flugverbindungen zwischen der Ukraine und Russland wieder ins Gespräch zu bringen. Die beiden Russen sind als Duo Vovan und Lexus dafür bekannt, unter falscher Identität Prominente am Telefon vorzuführen. "Prank" nennt man solche Telefonstreiche in der Humor-Fachsprache.

Normalerweise geht es dabei um einen schnellen Lacher. Vovan und Lexus aber mischen sich auch mal in die Politik ein. Jetzt haben die beiden zugegeben, dass sie eine ganze Woche lang Gespräche mit der ukrainischen Regierung über die Wiederaufnahme der Direktflüge zwischen Russland und der Ukraine geführt haben. Ihre Opfer waren der Chef der ukrainischen Fluggesellschaft UIA und der Verkehrsminister. Der Flugverkehr zwischen den Nachbarländern ist seit vergangener Woche eingestellt. Die Regierung in Kiew hatte im September russische Fluggesellschaften, die die annektierte Krim anfliegen, auf eine Sanktionsliste gesetzt. Moskau reagierte seinerseits mit einer Sperre für ukrainische Flieger. Ein Vermittlungsversuch in Brüssel scheiterte.

Russian phone pranksters responsible for Elton John call deliver

Vladimir "Vovan" Krasnov (links) und Alexei "Lexus" Stolyarov (rechts) mischen mit ihren Anrufen Russland auf.

(Foto: Yuri Kochetkov/dpa)

Sie hätten gehofft, das Gespräch wieder in Gang bringen zu können, erklärten die beiden Spaßmacher der Agentur Ria Novosti. "Wir dachten, wenn wir so schnell wie möglich die echten Ministerien in Russland und der Ukraine zusammenbringen, finden sie vielleicht eine Lösung." Im Kreml fand man den Vorstoß von Guerilla-Diplomatie nicht so lustig. Der Flugstopp sei "total absurd" und schade beiden Ländern, schimpfte Putins Sprecher Dmitrij Peskow. Die Frage sei so ernst, dass man besser ohne die Pranker auskomme. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat dem Duo schon einmal Stoff für einen spektakulären Scherz geliefert. Nach der Flucht von Viktor Janukowitsch stellte sich Vovan beim weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko als Janukowitschs Sohn vor und erkundigte sich, ob sein Vater in Weißrussland Zuflucht finden könnte. Als Dankeschön versprach der Pranker einen Goldbarren in Form eines Brotes, wie er in Janukowitschs Residenz gefunden worden war; "da sind noch welche aus unserer Sammlung übrig geblieben". Lukaschenko dankte lachend.

Für die Flugverbindung haben die falschen Verhandlungen nichts gebracht. In einem anderen Fall aber hatte die Methode unlängst Erfolg. Nachdem Elton John im Sommer den Wunsch geäußert hatte, mit Putin über die Rechte Homosexueller zu sprechen, bekam er einen Anruf von Vovan und Lexus. Kurz darauf dankte der Sänger auf Instagram Wladimir Putin für das Telefonat. Der Kreml dementierte. Aber wenig später griff der echte Putin zum Hörer - und vereinbarte mit Elton John, sich zu treffen, "wenn es unsere Termine erlauben".

Elton

Auch Elton John war schon Opfer der beiden Komiker.

(Foto: dpa)
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