Ebersberg:Wege des Abschieds

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Wenn der katholische Pfarrer Josef Riedl über den Neuen Friedhof in Ebersberg geht, führt sein Weg auch an einer besonderen Gedenkstätte vorbei. Eine schlichte Steinstele mit einer metallenen Kugel auf der Spitze, umgeben von vier kleineren Blöcken aus Granit. Ein Denkmal für "unsere Sternenkinder", so die Inschrift. Manchmal sieht Riedl eine frisch ausgehobene Stelle im Gras. Dann weiß er, dass wieder ein Kind gestorben ist, das nie lebte.

Er selbst hat auch schon in solchen Fällen Trauerfeiern abgehalten. Um den Anlass persönlicher zu gestalten, sucht er vorher das Gespräch mit den Eltern. Er lässt sie erzählen, die eigene Situation schildern. "Mir ist dabei immer wichtig, dass sie nicht nur Zuschauer sind, sondern ihre eigenen Ideen mit einbringen." Wenn die Eltern schon einen Namen für ihr Kind gefunden haben, bezieht Riedl diesen mit ein in seine Zeremonie, damit "es kein namenloses Etwas ist", über das da gesprochen wird. Gläubige Eltern wünschen sich häufig auch, dass ihr Kind getauft wird, bevor sie sich für immer von ihm verabschieden müssen, das aber geht nicht: "Sakramente sind Zeichen für die Lebenden und nicht die Verstorbenen", erklärt Riedl. Stattdessen bietet er an, das Kind zu segnen. "Es geht weniger darum, was man macht, sondern, dass man etwas macht."

Auch Angela Imhoff begleitet Eltern in dieser schwierigen Situation. Gemeinsam mit ihrer Tochter leitet sie ein Bestattungsinstitut. "Sternenkinder sind immer etwas ganz besonderes, vor allem, wenn man selbst Kinder hat." Die Beerdigungen für diese Kinder finden meist im ganz kleinen Rahmen statt. Selbst die Särge sind winzig. Manchmal nur so groß wie ein Schuhkarton. "Ich glaube, dass viele dieser Eltern mit dem Glauben hadern.", sagt Imhoff. Pfarrer Josef Riedl findet, "mit Gott zu ringen und Fragen zu stellen, ist doch irgendwo gesund und normal. Das ist nicht unverschämt Gott gegenüber." Auch wenn ihn die Trauerarbeit selbst auch emotional bewegt, hadert er in solchen Momenten nicht, sondern nimmt Gott eher in die Pflicht: "Lieber Gott, jetzt bist du dran."

© SZ vom 31.10.2015 / Behm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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