München:Feinsinnige Texte

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"Goya Royal" musizieren im Café Hüller

Von Astrid Benölken

Es war ein folgenschwerer Skandal, den der Maler Francisco de Goya im Spanien des frühen 19. Jahrhunderts anzettelte: Kurzerhand malte er, aus einer nicht näher bekannten Laune heraus, das vermutlich erste Aktbild in der spanischen Kunstgeschichte. "Die nackte Maja" rekelt sich lustvoll dem Betrachter entgegen - hübsch anzusehen, aber leider auch ein großes Tabu im damals erzkatholischen Spanien. Praktischerweise war das Ölgemälde durch ein Scharnier mit einem zweiten Bild, der "bekleideten Maja" verbunden, so dass der Betrachter selbst entscheiden konnte, wie viel Blöße er sich geben wollte. Das Scharnier hielt nicht lang, den Titel "Königlicher Hofmaler" war Goya, nachdem er vor die Spanische Inquisition bestellt worden war, auch bald los. Doch diese Aufmüpfigkeit und den schonungslos realistischen Blick, die den Maler auszeichneten, hat sich die Münchner Indie-Folk-Band "Goya Royal" mit ihrem Namenspaten zum Vorbild genommen.

Es sind ehrliche, fast nackte, und sehr feinsinnige Texte, die aus der Feder von Michael Kröger entstehen und die der Musiker mit seinen drei Bandkollegen Karin Reuter, Frank Selzle und Wompl mit ruhigem Indie-Folk aus Bass, Schlagzeug, E-Gitarre, Melodica und manchmal auch Glockenspiel, Mundharmonika und Ukulele ummantelt.

Texte, in die Kröger wunderbar nachdenklich Wörter wie "automatisch generierte Glückwunsch-E-Mail" und "Johanniskrauttee" verpackt und in denen er sich fragt, was das denn alles soll, mit diesem Leben. Und auch darüber sinniert, was die Band einmal hinterlässt. In "Was bleibt" singt Kröger: "Und was bleibt, ist die Angst davor, dass wir verrecken in irgendwelchen Kleinkunstecken". Nach der mittlerweile zweiten Plattenveröffentlichung ist diese Schreckensvision inzwischen in die Ferne gerückt. Auch über die Stadtgrenzen hinaus findet das Quartett Gehör. Trotzdem bleiben sie ihren "Kleinkunstecken" treu - und spielen so etwa am Montag, 9. November, von 20 Uhr an im Café Hüller, Eduard-Schmid-Straße 8. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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