Puchheim:Den Alltag meistern

Sprachpaten

Katharina Trommer gibt ehrenamtlichen Sprachpaten im Pfarrsaal von Sankt Josef im Puchheim Tipps.

(Foto: Günther Reger)

Asylhelfer lernen, wie man Flüchtlingen Sprachunterricht gibt

Von Christoph Kaindl, Puchheim

Die Giraffe ist Lehrerin, der Tapir Schüler im Lehrfilm. Der Tapir soll in ihm die korrekte Aussprache von "I would like to buy a hamburger" lernen. Die Giraffe nimmt ihre Sache sehr genau, unzählige Male lässt sie den Tapir den Satz wiederholen. Dieser quält sich, schafft es aber trotzdem nicht. Die Stimmung zwischen den beiden wird zunehmend gereizter. Sollte man so Deutsch an Flüchtlinge vermitteln? Katharina Trommer beantwortete diese Frage mit einem klaren Nein. Am vergangenen Freitag zeigte die Sonderschulpädagogin Ehrenamtlichen aus acht Städten und Gemeinden im Landkreis, wie man Flüchtlingen einen ersten Deutschunterricht ermöglichen kann. Dass sie Deutsch als Zweitsprache studiert hat, kommt ihr dabei zugute. Wegen der großen Nachfrage hält sie jeden Monat solche Veranstaltungen beim Brucker Forum ab.

Susanne Pütz, Netzwerkkoordinatorin von ehrenamtlichen Sprachpaten, weist auf Tische mit Infomaterialien hin. Dort findet man ein Deutsch-Sprachlernheft und eine Broschüre für Immigranten zum Mitnehmen. Außerdem gibt es unter anderem Wort-Bild-Karten und Wortschatzhefte als Anregung für den eigenen Sprachunterricht.

Ein anwendungsbezogener Lehren mit viel gesprochenem Deutsch ist sehr wichtig: Das betont Katharina Trommer bei ihrem Vortrag. Zuerst geht sie auf die Ziele des Sprachunterrichts ein. Unter anderem ist das das Meistern von Alltagssituationen, die Erleichterung der Eintrittsphase und das Vermitteln von Landeskunde. Anschließend stellt sie klar, dass Sprache aus der Anwendung heraus gelernt werden sollte. "Von gehörten Infos merken wir uns 20 Prozent, von angewandten 90 Prozent", merkt sie an. Wichtig sei folglich eine wirklichkeitsnahe Kommunikation zwischen Flüchtling und Lehrer. Die Sachinhalte seien wichtiger als die Grammatik.

Einige Eckpunkte gebe es zu beachten: Lernen laufe gut bildhaft ab. Deswegen sollte zum Lernen neuer Wörter auf echte Gegenstände oder auf Bilder von ihnen zurückgegriffen werden. Der Einsatz von Medien steigere den Lernerfolg. Gut ist es auch, in verschiedenen Themenfeldern zu lernen und an vorhandenes Wissen anzuknüpfen. Wiederholungen lassen den bereits gelernten Stoff besser im Gedächtnis bleiben. Wichtig sei auch das Erlernen von Redewendungen.

Der Lehrer müsse für Erfolgserlebnisse sorgen, meinte Trommer. Denn Erfolgserlebnisse führten zu mehr Motivation und damit zu einem größeren Lernerfolg. Außerdem müsse man als Lehrer genau auf die Leistungsfähigkeit des Flüchtlings achten. Man könne nicht mit jedem Flüchtling den gleichen Wortschatz lernen.

Diskutiert wurde die Aussage, dass das Lehren des Alphabets nicht Aufgabe ehrenamtlicher Sprachhelfer sei. "Das lernen die anerkannten Asylbewerber dann in einem eigenen Kurs.", meinte Trommer. Zudem gab sie den Tipp, Themenboxen zu erstellen. Diese könnten sich mehrere Sprachpaten teilen. Eine Gesundheitsbox mit Arztkoffer, einem Infoplakat und dem zum Thema passenden Wortschatz der Bundesagentur für Migration und Flüchtlinge hatte sie mitgebracht.

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