Verkehrssicherheit:Fortschritt beim Fußgängerschutz

Lesezeit: 1 min

Notbremsassistenten können Leben retten. Euro NCAP nimmt die Sicherheitstechnologie jetzt ins Testprotokoll auf. (Foto: Illustration: Euro NCAP)
  • Die Sicherheitsorganisation Euro NCAP nimmt nun auch automatische Notbremssysteme in ihr Bewertungsschema auf.
  • Besonders hoch werden jene Technologien bewertet, die auch Fußgänger erkennen können.
  • Dadurch soll sich nicht nur die Anzahl der Verkehrstoten, sondern auch die der Schwerverletzten verringern.

Von Joachim Becker

Mehr als 1,2 Million Unfallopfer sind jährlich zu beklagen. Fußgänger, Fahrrad- und Kradfahrer sind ohne schützenden Stahlkäfig besonders gefährdet. Zusammen stellen sie beinahe die Hälfte aller Unfalltoten. Ähnlich wie Motorradfahrer machen Fußgänger fast ein Viertel der Unfallopfer aus. Das sind jeweils rund 1000 Menschen pro Tag, die bei einer Kollision mit einem Auto keine Überlebenschance haben.

Automatische Notbremssysteme können die Gefährdung erheblich reduzieren. Denn der beste Unfall ist derjenige, der gar nicht erst passiert: Kamerasysteme im Fuß des Innenspiegels erhöhen den Fußgängerschutz mehr als passive Sicherheitssysteme wie nachgiebige Stoßstangen oder Motorhauben. Deshalb nimmt die Sicherheitsorganisation Euro NCAP nun solche aktiven Sicherheitssysteme in ihr Bewertungsschema auf. Autokäufer können dadurch wesentlich leichter beurteilen, wie gut das gewünschte Fahrzeug beim Partnerschutz funktioniert.

"Diese neuen Tests sind weltweit die ersten, die hoch automatisierte Fahrzeugfunktionen und Assistenzsysteme aus der Fußgängerperspektive bewerten", sagt Euro NCAP Generalsekretär Michiel van Ratingen. Viele neue Fahrzeuge bieten automatische Notbremssysteme an, die Auffahrunfälle verhindern können. Aber nur wenige sind auch in der Lage Fußgänger zu erkennen."

Sicherheit
:Mehr Schutz für die Schwächsten im Straßenverkehr

Fußgänger sind besonders gefährdet. Allein 2014 starben mehr als 500. Initiativen fordern schärfere Gesetze - die Industrie reagiert mit neuer Technik.

Von Steve Przybilla

Die Technik reagiert schneller als der Fahrer

Der technische Hintergrund ist leicht zu verstehen: Während sich ein vorausfahrender Wagen und seine Relativgeschwindigkeit durch ein Radarsystem schnell und mit hoher Genauigkeit orten lässt, sind nichtmetallische Objekte schwieriger auszumachen. Kameras müssen die menschlichen Umrisse bei allen Lichtverhältnissen und in allen Körperhaltungen erkennen - egal, ob es sich um einen Erwachsenen oder ein Kind handelt. Das ist selbst bei Stadttempo schwierig, denn ein Mini-Computer muss die Silhouetten mit einem Bildarchiv vergleichen und in Millisekunden über eine automatische Bremsung entscheiden. Selbst aufmerksame Fahrer sind mit ihren Reaktionen allerdings langsamer. Bei Kindern, die unerwartet über die Straße laufen, haben sie kaum eine Chance, das Auto rechtzeitig zum Stehen zu bringen.

Es geht nicht nur um vermeidbare tödliche Unfälle, sondern auch um die Schwerverletzten. Auf jedes Todesopfer kommen vier Menschen, die Zeit ihres Lebens behindert sind. Viele von ihnen könnten durch aktive Fußgängerschutzsysteme gerettet werden.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Radfahrer im Straßenverkehr
:Gefährdeter als Fußgänger

Laut Statistik stirbt jeden Tag ein Radfahrer auf deutschen Straßen. Technik, die sie schützen kann, gibt es schon. Doch es dauert noch, bis sie flächendeckend kommt - und nicht jede ist hilfreich.

Eine Analyse von Steve Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: