Ausstellung:Cover gecovert

Die alten Plattenhüllen von Bands wie "Motörhead", den "Ramones" und "Led Zeppelin" dienten Peter Becker und Thomas Pinter als Vorlage für ihre Kunst, die sie jetzt einen Abend lang in der Milla zeigen

Von Jürgen Moises

Die Logos von Motörhead und den Ramones, und dann noch die berühmte Rolling Stones-Zunge. Laut Peter Becker und Thomas Pinter sind das die drei großen "Ikonen" der Popmusik. Sie sind auf T-Shirts überall zu sehen und werden selbst von Leuten getragen, die noch nie einen Ramones-Song gehört haben. Deswegen war klar: Bei den "Abbey Road Sessions" müssen sie als Motive unbedingt dabei sein.

Wer jedenfalls an diesem Freitagabend zur Ausstellung von Becker und Pinter in den Münchner Musik-Club Milla geht, wird den berühmten Ramones-Adler sofort erkennen. Genauso wie "Snaggletooth", den Schädel mit dem bedrohlich aufgerissenen Maul, der Motörhead seit Mitte der 1970er-Jahre als Logo und Maskottchen dient. Nach der Rolling-Stones-Zunge muss man dagegen etwas suchen. Denn die taucht nicht wie die anderen als großformatiges Gemälde auf. Sondern man findet sie auf dem T-Shirt einer jungen Frau, die in einem Video von Peter Becker auf einer Lautsprecherbox tanzt.

"Wir hatten zu den Stones viele Ideen, aber diese Zunge, die erschlägt einen", sagt Peter Becker über die einzige Arbeit, die ihnen etwas Kopfzerbrechen bereitet hat. Die anderen Werke entstanden in gemeinsamen, spontanen "Sessions" in Beckers Atelier in Ottobrunn. Und zwar mit der Besonderheit, dass die dafür verwendeten Malgründe vorwiegend aus Plattencovers bestehen. Bis zu 16 Covers haben Becker und Pinter jeweils zusammenmontiert und dann in Urban-Art-Manier mit Farbe bemalt, bespritzt, besprüht oder beschossen. Oder wie es Becker nennt: sie reduziert, dekonstruiert. Das war ein gemeinsamer, "sehr physischer Arbeitsprozess". Also wie in einer Band. Und so sollte es bei der Beschäftigung mit Rockmusik auch sein. Meint jedenfalls Becker, der seit 20 Jahren unter dem Namen Autopilot als VJ arbeitet: in Clubs wie Harry Klein und Neuraum, bei Festivals wie Digital Analog sowie bei einzelnen Konzerten, wie zuletzt etwa bei einem Geheimkonzert von Amon Düül II.

Tagsüber findet man Peter Becker und Thomas Pinter an der LMU. Becker arbeitet dort als Dozent für Kunsterziehung und Gegenwartskunst, Pinter in der Pressestelle. Für eine von Becker initiierte Forschungsstelle zum Thema "Elektronische Bild- & Klangforschung" haben die beiden schon mehrmals zusammen Projekte realisiert, aber bis jetzt noch keine gemeinsame Kunstausstellung. Deren Titel ist natürlich eine Anspielung auf das berühmte "Abbey Road"-Album der Beatles. Dabei sind die beiden nicht mal richtige Fans. Sondern ganz im Gegenteil haben sie beim Herauskramen von alten Plattencovers für die Ausstellung zur eigenen Überraschung festgestellt, dass keiner von ihnen eine eigene Beatles-Platte hat. Was auch den schönen Ausstellungs-Slogan "Ich habe nie eine Beatles-Platte besessen . . ." erklärt. Das "Abbey Road"-Cover sieht man trotzdem in der Milla. Und zwar als Leihgabe, von einem Freund.

Die restlichen Covers stammen aus der eigenen Sammlung oder von Flohmärkten. Einen riesigen Platten-Stapel hat Pinter in Frankfurt aufgetrieben und mit dem Auto hergekarrt. Was die Auswahl der Motive anbelangt: Die gehören vorwiegend zu Bands, die laut Becker und Pinter musikalisch oder visuell innovativ waren oder sind, wie etwa Led Zeppelin, Hawkwind oder Radiohead. Wobei auch Klassikplatten mit dabei sind, oder eine Udo-Jürgens-Platte von Pinters Vater. Die Idee für die Milla als Ausstellungsort stammt ebenfalls von Pinter. "Ich dachte, es muss unbedingt ein Musikclub sein", keine sterile Galerie, "und ich mag die Milla einfach gerne". Und deren Betreiber haben prompt auch zugesagt, wenn auch aus organisatorischen Gründen nur für einen Abend. Aber Thomas Pinter findet das okay. "Dann wird die Ausstellung eben schnell und dreckig. Genauso wie der Rock'n'Roll."

Thomas Pinter & Peter Becker: The Abbey Road Sessions, Freitag, 13. November, 18 Uhr, Milla, Holzstraße 28

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