Umfrage zur Bedeutung der Arbeit:Keine Arbeit ist auch keine Lösung

Fünfer-Reihe beim Lotto

Einmal im Lotto gewinnen! Aber was dann? Die meisten Deutschen wollen weiter arbeiten.

(Foto: dpa)
  • Eine Umfrage ergibt: Arbeit hat eine hohe Bedeutung im Leben der Deutschen.
  • Dieser Wert lässt sich demnach auch durch geldwerte Leistungen wie Arbeitslosengeld oder das bedingungslose Grundeinkommen nicht kompensieren.

Von Christina Waechter

Die Frage, mit der man auch noch den reserviertesten Konversationspartner aus der Reserve locken kann, lautet: "Was würdest du machen, wenn du morgen 15 Millionen Euro im Lotto gewinnen würdest?" Die meisten Menschen haben erstaunlich detailliert ausgearbeitete Pläne für diesen unwahrscheinlichen Fall.

Und offenbar auch ausnehmend seriöse: Denn eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem GfK Verein (Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung) hat ergeben: Selbst nach einem hohen Geldgewinn würden mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) ihre berufliche Tätigkeit nicht aufgeben wollen. Arbeit ist offensichtlich für viele Berufstätige ein Wert an sich - allerdings durchaus abhängig von der Art der Arbeit. Das erklärt auch, warum sich fast 40 Prozent nach einer neuen Arbeitsstelle umschauen würden, wenn sie im Lotto gewinnen würden.

Es gibt in dem Zusammenhang Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Fast 60 Prozent der Frauen, aber nur die Hälfte der Männer würden weiter arbeiten wollen. Das liegt laut Volker Oetzel, Pressesprecher der Bertelsmann-Stiftung daran, dass die grundsätzliche Bereitschaft von Frauen zu arbeiten - und zwar im beruflichen, wie im privaten Bereich - höher ist als bei Männern. Bedingt wird dies durch die noch immer traditionelle Rollenverteilung. Doch auch Alter und Bildungsgrad sind ausschlaggebend für die Arbeitsmotivation: Je niedriger das Bildungsniveau und je älter Arbeitnehmer sind, desto geringer die Motivation, weiter zu arbeiten.

Der Mensch sucht nach Arbeit und Beschäftigung

Ein sehr hohes Arbeitslosengeld stellt für die große Mehrheit der Deutschen keine attraktive Alternative zur Arbeit dar: Mehr als 70 Prozent der Befragten würden lieber selber arbeiten, auch wenn das Arbeitslosengeld sehr hoch wäre. Dieses Ergebnis ist für Volker Oetzel besonders aussagekräftigt, belegt es doch, dass sich der Wert von Arbeit durch eine geldwerte Leistung nicht kompensieren lässt - sei dies in Form von Arbeitslosengeld oder des bedingungslosen Grundeinkommens: "Wir möchten mit dem Ergebnis dieser Studie auch einen kleinen Kontrapunkt zur Behauptung setzen, dass Menschen, die Arbeitslosengeld erhalten, auf der faulen Haut liegen würden. Der Mensch sucht nach Arbeit und Beschäftigung. Das zeigt unsere Umfrage deutlich."

Die Mehrheit der Deutschen ist mit 67 Prozent tendenziell zufrieden mit ihrer Arbeit. Die Hauptgründe für Unzufriedenheit sind sehr nachvollziehbar: das Einkommen, ein negatives Arbeitsklima, Stress und unzureichende Entwicklungsmöglichkeiten.

Auch bei der empfundenen Lohn-Gerechtigkeit ergibt sich: Je höher das absolute Einkommen ist, desto höher ist auch die subjektiv empfundene Gerechtigkeit: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Personen, die bis zu 1000 Euro pro Monat verdienen, beurteilen ihr Einkommen als ungerecht. Bei einem Einkommen ab 3000 Euro fühlen sich dagegen nur elf Prozent ungerecht bezahlt. Und wer seine Bezahlung als gerecht empfindet, ist auch eher mit seiner Arbeitsstelle zufrieden.

Die Wahrnehmung ändert sich jedoch deutlich, sobald man die persönliche Ebene verlässt und danach fragt, wie gerecht das Einkommen in Deutschland grundsätzlich verteilt ist: Da sind nur noch 14 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Arbeitseinkommen gerecht verteilt sind. 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es Berufsgruppen gibt, die zu wenig verdienen.

Was Arbeitgeber bieten sollten

Ein idealer Arbeitsplatz ist für die Deutschen vor allem ein sicherer Arbeitsplatz, und zwar mit Abstand sowohl für Männer (61 Prozent) wie Frauen (70 Prozent). Ebenfalls wichtig ist die Möglichkeit, eigenständig und selbstbestimmt zu arbeiten und eigene Ideen einbringen zu können. Auch die Möglichkeiten, sich regelmäßig weiterbilden zu können und Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, stehen auf der Wunschliste der Deutschen weit oben. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist für die Deutschen auch ein wichtiges Zukunftsthema: 67 Prozent der Befragten glauben, dass ein sicherer Arbeitsplatz in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.

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