Ehrung:Blütenweiß

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Schauspieler Erol Sander ist Frauenschwarm, Türke und Münchner. Er bezeichnet sich als "Urbayer", und erhält von Ministerpräsident Seehofer den deutsch-türkischen Freundschaftspreis.

Von Martina Scherf, München

Egal aus welcher Schlägerei er gerade kommt, sein Hemd ist immer blütenweiß und faltenlos. Fernsehkommissar und Frauenschwarm Erol Sander jagt nicht nur seit sieben Jahren in der ARD Verbrecher durch Istanbul, der Münchner wurde auch schon mehrfach zum Best Dressed Man in Deutschland erkoren. Am Freitag hat ihm nun CSU-Staatssekretär Georg Eisenreich im Museum Fünf Kontinente den deutsch-türkischen Freundschaftspreis überreicht, den in diesem Jahr auch Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Schriftsteller Orhan Pamuk, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Boxweltmeister Fırat Aslan bekommen.

Eine Anerkennung für die Quote? Immerhin erfreut sich die "Mordkommission Istanbul" höchster Zuschauerzahlen. "Wir erzählen spannende Geschichten aus der Stadt mit ihrer 3000-jährigen Geschichte", erklärt Sander den Erfolg, "die Zuschauer lernen etwas über die Kulturen und Traditionen mit einem Hauch von 1001 Nacht. Aber wir versuchen auch moderne und sozialkritische Themen anzupacken." Dabei ist der Kommissar aber nicht nur stets wie aus dem Ei gepellt, sondern auch noch der perfekte Ehemann.

Erol Sander als Hauptkommissar Sinan Toprak. (Foto: dpa)

Vom Gastarbeiterkind zum Filmstar, Erol Sander bezeichnet sich als "Urbayer"

Zwölf Folgen liefen bisher. Für den Schauspieler, der mit seiner Mutter und seiner Schwester als Fünfjähriger nach München kam und nur wenig türkisch spricht, sind die Dreharbeiten immer eine Gelegenheit, seine Geburtsstadt neu kennenzulernen. "Ich kriege jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich hinfliege", erzählt er, gerade zurück vom Dreh für die neue Folge. Von seinen Eltern habe er das südländische Temperament geerbt, aber von den Deutschen die Geradlinigkeit gelernt -"Kinder passen sich ja schnell an", sagt er. Überhaupt sei er längst "ein Urbayer". Längst wird er nicht mehr nur für die Rolle des arrivierten Migranten besetzt. Er hat jahrelang den Winnetou in Bad Segeberg gespielt, inklusive der Stunts - und sich dafür auch mal im Staub gewälzt. Er war der mondäne Schah Reza Pahlewi von Persien im Zweiteiler "Soraya" und der smarte Herzchirurg Daniel Guth in der "Alpenklinik". Auch den Hunnenkönig Etzel gab er schon.

Vom Gastarbeiterkind zum Filmstar, das ist eine Geschichte, wie sie die Medien und die Politiker lieben. Seine Mutter hat als Schneiderin gearbeitet und abends im Hofbräuhaus Masskrüge geschleppt, um die Kinder aufs Gymnasium schicken zu können. Das Wirtschaftsstudium schmiss Sander, der damals noch Urçun Salihoğlu hieß, hin, wusste aber immer, was er wollte. Er ging nach Paris, arbeitete als Fotomodell, nahm nebenher Schauspielunterricht und lernte dort seine Frau kennen. Sie ist Französin und die Nichte des Filmregisseurs Oliver Stone, das Paar lebt mit zwei Söhnen in München. Mit "Sinan Toprak - Der Unbestechliche" erlebte er als erster türkischer TV-Kommissar im deutschen Fernsehen 1999 seinen Durchbruch.

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(Foto: ARD Degeto/EOS)

Erol Sander als Schah Mohammed Reza Pahlevi im Film "Soraya".

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(Foto: ARD Degeto/Stefan Haring)

Erol Sander als Arzt der "Alpenklinik".

Erol Sander als Winnetou.

"Vielfalt ist das Fundament unserer Zukunft."

"Ich hoffe, mit meiner Arbeit als Schauspieler einen kleinen Beitrag zur Verständigung der deutsch-türkischen Bevölkerung in kultureller, traditioneller und menschlicher Hinsicht geleistet zu haben", sagt der 47-Jährige auf die Frage, womit er den Preis verdient habe. Immerhin steht er jetzt in einer Reihe mit Angela Merkel, Sigmar Gabriel, Günter Wallraff und Uli Hoeneß, die alle auch schon von der deutsch-türkischen Freundschaftsföderation geehrt wurden. "Bayern und die Landeshauptstadt verstehen sich als Förderer eines Völker verbindenden Miteinanders der Menschen und engagieren sich nachhaltig für die Überwindung von sprachlichen und kulturellen Barrieren", ließ Ministerpräsident Horst Seehofer ausrichten.

Gerade jetzt, angesichts der Bilder vom Flüchtlingsdrama, sagt Sander, "steckt wohl in jedem von uns ein Gemisch aus Mitgefühl, Hoffnung und Angst". Er sei dankbar, in zwei Kulturen zu Hause sein zu können. "Die Staatengemeinschaft und jeder Einzelne von uns müssen darum kämpfen, dass Mitgefühl und Ängste sich nicht gegeneinander stellen. Es ist wichtig, Zusammenhalt, Courage und Menschlichkeit zu bekunden. Dies kann jeder schon in kleinen Dingen zeigen, wie bei der Überwindung von Sprachbarrieren oder beim Teilen von Dingen. Die Vielfalt prägt Deutschland und ist das Fundament unserer Zukunft."

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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