50. Geburtstag von Björk:Explosive Elfe

Musikerin, Stilikone, Kunstfigur: Björk ist als progressiver Popstar der Inbegriff von Avantgarde. Auch mit 50 ist die isländische Sängerin mit ihren Ideen nicht am Ende.

Von Felicitas Lachmayr

12 Bilder

Björk (Sängerin) ; Björk

Quelle: SZ Photo

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Sie ist der erste weibliche Popstar, dem das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung gewidmet hat. Ihre Musik ist Avantgarde, ihr Gesangsstil einzigartig. Kaum eine andere Sängerin hat die Popkultur der letzten 20 Jahre musikalisch wie stilistisch so bereichert wie Björk.

Bjork Exhibit at MoMA in New York; Björk

Quelle: picture alliance / dpa

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Geboren wird Björk Guðmundsdóttir vor 50 Jahren, am 21. November 1965, in Reykjavík. Sie wächst in einer musikbegeisterten Patchwork-Familie auf - einer Art Kommune, in der die Klampfe immer griffbereit steht und der Plattenspieler in Dauerschleife läuft. Mit gerade einmal zwölf Jahren wird sie in Island zum gefeierten Kinderstar: Ihr erstes Album "Björk", auf dem überwiegend Coverversionen, aber auch eigene Kompositionen zu hören sind, erscheint 1977. International bleibt die Platte ein Insidertipp, markiert aber den Anfang einer großen Karriere.

Björk Post

Quelle: CMS Source

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Als Teenager rüttelt Björk mit einer Mädchen-Punk-Band die verschlafenen Clubs von Island auf, experimentiert mit düsteren Gothic-Rock-Sounds und wird schnell Teil der künstlerischen Avantgarde im Reykjavík der Achtzigerjahre. Gleichzeitig entwickelt sie ihren eigenwillig exaltierten Gesangsstil, der sie für immer vom Rest des monotonen Stimmengewirrs poppiger Boy-Bands und musikalischer Eintagsfliegen abheben sollte.

Björk (of the Sugarcubes) in Japan

Quelle: Masao Nakagami via Wiki Commons

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Als Frontfrau der Alternative-Band "The Sugarcubes" gelingt ihr 1987 mit der Hit-Single "Birthday" der internationale Durchbruch. Fünf Jahre und hunderte Gitarrenriffs später startet Björk ihre Solo-Karriere - die musikalischen Grenzen der Gruppe waren ihr zu eng, ihre Ideen für neue Projekte zu vielfältig. 1993 erscheint ihr Album "Debut", für das sie mehrfach ausgezeichnet wird und das mit einer Mischung aus House, Jazz und Trip Hop schon einen leisen Vorgeschmack gibt auf das, was folgt, ...

Björk live Post

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... nämlich eine Welle der Experimentierfreude. Ihr Sound wird elektronischer, die Beats wummernder. Doch zwischen all den schrammenden Industrial-Elementen versteckt sich auch ein traditionell-schmissiges Big-Band-Arrangement wie in "It's oh so quiet" von Björks drittem Album "Post" aus dem Jahr 1995, für das sie in den USA Platin erhält. Auf der Suche nach ausgefallenen Effekten begibt sich die Isländerin für die Aufnahmen zum Song "Cover Me" sogar in eine Fledermaushöhle. Ein unverwechselbarer Sound kommt eben nicht einfach aus der Dose.

62nd Venice Film Festival: Drawing Restraint 9

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Björk selbst avanciert zum gefeierten Popstar und zwischen aufdringlichen Paparazzi, grellem Blitzlichtgewitter und ausverkauften Live-Shows sehnt sich die junge Sängerin nach einer Auszeit. Sie verlässt die Metropole London und kehrt zurück nach Reykjavík. Inspiriert von der außergewöhnlichen Naturlandschaft Islands produziert sie das Album "Homogenic", das von vielen Kritikern als das beste ihrer bisherigen Karriere gesehen wird. In den USA und Großbritannien wird das Album, das schroffe Elektronik-Beats mit aufwendigen Streicherarrangements vereint, mit Gold ausgezeichnet.

Blörk Ausstellung MoMA

Quelle: Reuters

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Dabei sind es nicht nur experimentelle Songs, die Björk zu einer Ikone der Popkultur machen, sondern auch ihre künstlerisch bahnbrechenden Musikvideos. In jedem ihrer Clips erzählt sie eine kleine Geschichte, entwirft immer neue, surreale Charaktere, die mal in Form von mystischen Fabelwesen, mal als menschliche Maschinen ihre Musik illustrieren. In vielen ihrer Videos gelingt Björk eine perfekte Symbiose aus Bild und Ton, sie selbst wird zur wandelbaren Kunstfigur.

Live 8 Japan - Stage

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Ihre Live-Konzerte sind ein Meer aus grellen Farben, virtuos gestalteten Outfits und akustischen Spezialeffekten. Hier verknüpfen sich die einzelnen Elemente von Björks kreativem Schaffen zu einem explosiven Gesamtkunstwerk.

Quiz Prominente Roter Teppich

Quelle: REUTERS

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Ihren wohl bekanntesten Auftritt hat Björk allerdings fernab der musikalischen Bühne. Als sie 2001 im Schwanenkostüm über den roten Teppich zur Oscar-Verleihung flaniert, beschert ihr das ausgefallene Kleidchen des mazedonischen Designers Marjan Pejoski mehr Aufmerksamkeit als ihr Song "I've seen it all", für den sie nominiert ist. Es ist der Titelsong zu Lars von Triers melodramatischem Musical "Dancer in the Dark", bei dem Björk selbst die Hauptrolle spielt und für den sie in Cannes die Goldene Palme als beste Schauspielerin gewinnt. Aber wer interessiert sich bei dem schrillen Outfit noch für irgendwelche Miniaturstatuen?

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Quelle: SZ

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Auch musikalisch bleibt Björk experimentierfreudig. Mit "Medúlla" legt sie 2004 ein Album vor, das sich fast ausschließlich aus Elementen der menschlichen Stimme zusammensetzt. Chorgesänge, Obertöne und elektronisch verzerrte Gesangsaufnahmen schaffen einen atmosphärischen Klangteppich, während Beatboxing-Techniken die Drums ersetzen. Mit dem Song "Oceania" eröffnet die Isländerin 2004 die olympischen Sommerspiele in Athen.

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Quelle: SZ

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Mit ihrem achten Album "Biophilia" aus dem Jahr 2011 gelingt der musikalischen Vordenkerin ein weiterer revolutionärer Schritt in die Zukunft. In gewohnt avantgardistischer Manier schafft sie das erste interaktive "App-Album" der Welt. Hört man "Biophilia" über das iPad, wird man Teil des Gesamtkunstwerks. Über zehn verschiedene Apps lassen sich die Songs neu arrangieren und thematisch entsprechende Spiele nutzen. Genug gehört, mag der ein oder andere Leser jetzt denken. Aber sicher nicht von Björk ...

Björk tritt in Berlin auf

Quelle: Britta Pedersen/dpa

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... Im Januar 2015 erschien "Vulnicura", Björks neuntes und wohl persönlichstes Studioalbum. Sie verarbeitet darin die Trennung von ihrem Freund Matthew Barney. Im Sommer widmet ihr das New Yorker Museum of Modern Art eine retrospektive Einzelausstellung. Und auch nach 30 Jahren im Musikgeschäft scheint ihre Kreativität unerschöpflich, denn wie sie im SZ-Interview einmal sagte: "Ich bin sehr kämpferisch, wenn es um die altersbezogene Gleichberechtigung geht. Jedes Alter ist wichtig. Es ist nicht so, als ob wir eines Morgens aufwachen würden und mit allen unseren Gefühlen ist es vorbei."

© SZ.de/khil/rus
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