Katholische Kirche:Neuer Altar für 300 000 Euro: Augsburgs Bischof löst Entsetzen aus

Amtseinführung des neuen Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa

Bischof Konrad Zdarsa muss sich mehr als schlechtes Timing vorwerfen lassen.

(Foto: dpa)

Die Ankündigung irritiert auch deshalb, weil Konrad Zdarsa kurz vorher die unwürdigen Zustände in einer Flüchtlingsunterkunft heftig kritisiert hat.

Kommentar von Stefan Mayr, Augsburg

Die zwei Gebäude könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier der Dom mit seinen zwei stattlichen Türmen, die Augsburgs Altstadt überragen. Dort die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber an einer Ausfallstraße, roter Backsteinbau, eine ehemalige Kaserne, sie gilt als schlimmstes Asylheim Deutschlands und sollte längst zugesperrt ein. Doch dann kam die sogenannte Flüchtlingskrise und machte die Schließungspläne hinfällig.

100 Männer aus 20 Nationen hausen hier, die Farbe blättert von den Wänden, kaputte Fensterscheiben sind notdürftig durch Bretter ersetzt. Die Zustände sind menschenunwürdig. Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa hat die Unterkunft besucht. Immerhin. Danach sagte er: "Ich bin einigermaßen entsetzt, solche Zustände wie hier vorzufinden." Ein katholischer Geistlicher geht auf die Außenseiter der Gesellschaft zu und steht ihnen verbal bei. Das wirkt zunächst wie eine barmherzige Tat.

Viel Geld für repräsentative Zwecke

Doch auf den zweiten Blick muss man leider von halbherziger Barmherzigkeit sprechen. Denn wenige Tage nach seinem Schock-Besuch ließ Zdarsa gut gelaunt verkünden, im Dom werde nun ein neuer Altar für 300 000 Euro errichtet. Das Entsetzen war groß - auch bei Menschen, die der katholischen Kirche wohlgesonnen sind. Sie kritisieren Zdarsas Plan als Verschwendung von Kirchensteuern, der obendrein zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt beschlossen wurde.

300 000 Euro für repräsentative Zwecke, mit diesem Geld hätte man in der maroden Flüchtlingsunterkunft viele Dinge verbessern können. Es wäre ein vorbildliches Signal gewesen, ein echter Akt der Barmherzigkeit. Stattdessen wird nun ein Bronze-Altar, der gerade einmal 20 Jahre alt ist, in die Rumpelkammer verräumt. Um ihn durch ein wuchtiges, modernes Stein-Ensemble zu ersetzen. Einziger Grund des teuren Tausches: Der alte gefällt nicht mehr.

Dieser Altar-Umbau zu Augsburg, er ist von den Lehren eines Jesus oder eines Franziskus sehr weit entfernt. Aber Zdarsas Manöver sendet auch eine andere Botschaft, für die man ihm schon wieder danken muss: In seiner ganzen Pracht beweist der Luxus-Altar, dass die viel zitierte "Belastungsgrenze" mancherorts noch lange nicht erreicht ist.

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