Olympia 2024:Wie Hamburger Medien die Olympia-Bewerbung fördern

Werbeblätter für die Spiele: Am Wochenende entscheiden die Hamburger, ob sich ihre Stadt für Olympia bewerben soll. Die Zeitungen haben sich schon entschieden.

Von Thomas Hahn

Die Berichterstattung über eine Olympia-Bewerbung ist immer eine große Herausforderung für den Lokaljournalismus. Die Schwierigkeit besteht darin, einerseits örtliche Interessen zu berücksichtigen, andererseits die gebotene Distanz zu wahren. Es ist verständlich, dass Lokalmedien dabei gelegentlich zu einer gewissen Spiele-Begeisterung tendieren.

In Hamburg läuft gerade eine Olympia-Bewerbung. Die Hansestadt möchte die Spiele 2024 ausrichten, am 29. November findet ein Referendum statt, und wie üblich unterhält die Spiele-Lobby hier sogenannte Medien-Partnerschaften, unter anderem zum Verlagshaus Axel Springer und zum Hamburger Abendblatt.

Aber in Hamburg hat man bisweilen den Eindruck, als seien diese olympischen Schulterschlüsse als eine Art Rekordversuch des abhängigen Journalismus angelegt. Kürzlich erst hatten die Hamburger eine Sonderausgabe der Bild im Briefkasten, die zwar im Titel die Prädikate "unabhängig" und "überparteilich" trug, aber im Grunde ein Werbeblatt für Spiele an der Elbe war.

Das Abendblatt hat der Olympia-Besoffenheit am Samstag die Spitze aufgesetzt. Eine fiktive Beilage aus dem Jahr 2024 hat Hamburgs wichtigste Lokalzeitung herausgebracht, auf 20 Seiten blicken die Autoren darin auf Olympia in Hamburg zurück. Tenor: Super war's. Und wenn was nicht so super war (Stromausfall), war es trotzdem super, weil das den deutschen Perfektionismus auf ein sympathisches Niveau heruntergebracht habe. Hamburg erstrahlt als Muster für gelungene Organisation. Sogar das Wetter war toll.

Die Kosten? Die Sicherheit war zu teuer, dafür gab es "überplanmäßige Einnahmen". Aber die Stadt hat exakt jene 1,2 Milliarden Euro beigetragen, die Olaf Scholz, mittlerweile Kanzler, 2015 als Bürgermeister versprochen hatte. Und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees sagt, Hamburg habe die "besten neuen Spiele" geliefert.

Großer Seufzer. Hanseatische Bescheidenheit ist wohl doch ein Mythos; und das Abendblatt versteht was von PR.

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