Eine Wesen, das mehr Maschine als Mensch ist, steht über so niederen Bedürfnissen wie dem, in regelmäßigen Abständen die eigene Blase entleeren zu müssen. Wie würde das auch aussehen, auf der Leinwand? Darth Vader legt ganze Planeten in Schutt und Asche, droht den wenigen Überlebenden mit einem schmerzhaften Tod, sollten sie sich ihm nicht unterwerfen - und verabschiedet sich mit "Ich-chhh muss-chhh mal-chhh" und wehendem Umgang in Richtung Toilette? Was für viele "Star-Wars"-Fans ein Frevel wäre, ist für den Kanadier Daniel Picard ein spannendes Szenario: Der Fotograf versetzt Superschurken und Superhelden der Popkultur in ganz alltägliche Situationen, "Figure Fantasy" heißt sein Projekt.
Doch warum ist ausgerechnet Darth Vader im erniedrigenden Ambiente eines öffentlichen Pissoirs inszeniert - ist das der Versuch, ein Kindheitstrauma zu bewältigen? "Ich hatte als Kind nicht wirklich Angst vor Darth Vader", sagt Picard. "Bevor ich die Filme gesehen habe, hatte ich zu Hause diese Actionfigur von ihm, mit der ich gespielt habe. Und wer könnte sich schon vor einer zehn Zentimeter großen Plastikfigur fürchten?" Für den Künstler erzählen seine Bilder Geschichten, die über das hinausgehen, was wir über Figuren wie Darth Vader wissen. "In meinem Universum wird Vader ein bisschen nervös vor wichtigen Meetings, besonders solchen, die auf feindlichem Territorium stattfinden, das erklärt die Wächter an seiner Seite."